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Unternehmen wollen mit bestehenden Produkten wachsen

Unternehmen gehen weltweit davon aus, dass sie bis 2013 um drei bis zehn Prozent weiter wachsen werden. Doch aufgrund der anhaltenden Eurokrise und der Volatilität der Finanzmärkte fokussieren sich internationale Unternehmen eher auf das Wachstum in den Heimatländern. Auch mögliche politische Richtungsänderungen wie etwa in den USA sowie das Problem der Energieversorgung und der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften spielen bei den Firmen eine wichtige Rolle – vor allem in den USA und Japan.

Wachsen wollen Unternehmen allerdings mit bestehenden Produkten und Dienstleistungen. Dies birgt die Gefahr, dass die Innovationskraft der Unternehmen nachlässt.

Um das Wachstum voranzutreiben, setzen Firmen auf verschiedene Finanzierungsmittel: Unternehmen aus den USA und Westeuropa greifen auf einen ausgewogenen Mix aus Eigenkapital und Fremdkapital zurück. In Osteuropa spielen Fremdkapitalfinanzierungen außerhalb der Kapitalmärkte eine wichtige Rolle. In Japan stehen zusätzlich Veräußerungen von Unternehmen zusätzlich auf der Agenda. Außerdem achten stark exportierende Unternehmen besonders auf Länderrisiken und nutzen einen Natural Hedge um sich abzusichern.

Das sind die Ergebnisse der Studie 'Herausforderungen für Unternehmen in der Wachstumsfinanzierung' von Roland Berger Strategy Consultants. Im Rahmen dieser Studie wurden rund 2.500 Unternehmen in elf Ländern befragt.

"Anders als erwartet spielen die klassischen Wachstumsregionen wie etwa die BRIC-Staaten und Südostasien eine untergeordnete Rolle bei der Wachstumsplanung der Unternehmen", erklärt Jürgen Müller, Projekt Manager bei Roland Berger. "Die Schwierigkeit, qualifizierte Arbeitskräfte in den Schwellen- und Entwicklungsländern zu rekrutieren sowie mögliche politische Veränderungen spielen dabei eine wesentliche Rolle." So beeinflusst ein möglicher Richtungswechsel in der Politik die Wachstumsentscheidungen der amerikanischen Unternehmen (86%), während bei westeuropäischen Unternehmen die Verfügbarkeit von qualifizierten Mitarbeitern im Vordergrund steht (68%).

Wachsen möchten Unternehmen hauptsächlich in ihren Heimatregionen mit dem vorhandenen Produktportfolio – allen voran amerikanische (75%) und osteuropäische Firmen (68%). "Das bedeutet wiederum, dass Unternehmen in den meisten Fällen nicht vorhaben, ihr Produktportfolio in den nächsten Zeiten zu erneuern. Und dies könnte die Innovationskraft der Unternehmen und ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit schwächen", erklärt Müller.

Lediglich Japan unterscheidet sich bei diesem allgemeinen Trend: Aufgrund der limitierten Wachstumschancen auf ihrem Markt geben 83 Prozent der japanischen Unternehmen an, im Ausland mit neuen Produkten wachsen zu wollen. Anders als Firmen aus anderen Regionen, sehen außerdem japanischen Unternehmen gute Wachstumschancen durch Akquisitionen.

Japan und Osteuropa brauchen mehr Finanzierung

Unternehmen aus Westeuropa und Amerika haben ihre Finanzierungsbasis nach der letzten Krise deutlich gestärkt; ihr Cashflow aus dem operativen Geschäft ist gestiegen. Dadurch sind sie in der Lage, den Großteil ihres Wachstums aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Ganz anders sieht es in Japan und Osteuropa aus – hier geben rund 75 Prozent der befragten Unternehmen an, Kapital zu benötigen, um weiter wachsen zu können.

"In diesen beiden Regionen sind Firmen oft nur durch Eigenkapital finanziert", erklärt Sascha Haghani, Partner von Roland Berger Strategy Consultants. "Um weiter zu wachsen, haben sie keine eigenen Finanzierungsmittel mehr. So spielen in Osteuropa Fremdkapitalfinanzierungen außerhalb der Kapitalmärkte eine wichtige Rolle. Japanische Firmen hingegen veräußern öfters Teile ihres Unternehmens, um ihre Liquidität zu verbessern."

Auswahlkriterien: niedrige Kosten, hohe Flexibilität und geringes Risiko

Die meisten Unternehmen greifen auf die klassischen Finanzierungsinstrumente zurück – neben dem eigenen Cashflow spielt daher das klassische Bankdarlehen immer noch die wichtigste Rolle. Bei der Auswahl der Finanzierungsmittel achten Firmen vor allem auf niedrige Zinssätze, auf die geringe Vorlaufzeit sowie auf die hohe Abrufflexibilität der gewählten Finanzierung. "Angesichts der unsicheren Märkte möchten Unternehmen auf Veränderungen in der Finanzierung flexibel reagieren können", so Müller.

Ebenso wichtig für Unternehmen ist ein geringes Risiko. Denn seit der letzten Finanzkrise gehen viele Unternehmen mit Finanzrisiken sehr vorsichtig um. "Da wundert es kaum, dass die meisten Firmen langjährige Beziehungen als wichtigstes Element sehen. Die langjährige Zusammenarbeit mit einem Finanzierungspartner schafft Vertrauen und Sicherheit", so Haghani. Risikoscheu sind aber nicht nur Unternehmen, sondern auch potenzielle Finanzierungspartner. So haben Firmen mit schwachen Kennzahlen und Ratings große Schwierigkeiten, frisches Kapital zu bekommen.

Gezielte Absicherung von Länderrisiken

Vor allem Unternehmen, die stark exportabhängig sind, achten verstärkt auch auf die Länderrisiken. So messen Regionen wie Japan (76%) und Amerika (78%) dieser Problematik eine große Bedeutung bei und versuchen aktiv, ihr entgegenzuwirken. "Unternehmen greifen da vor allem auf einen Natural Hedge zurück: Sie generieren Umsätze und Kosten in den entsprechenden Fremdwährungen, um starke Währungsschwankungen und damit Verluste zu vermeiden", erklärt Müller.

Nur in seltenen Fällen suchen Firmen nach direkten Finanzierungsmöglichkeiten im Ausland bzw. in einer Fremdwährung. Ebenso selten nutzen Unternehmen Finanzderivate, um die Währungsrisiken abzufedern. Denn sie halten diese Möglichkeit meist für zu komplex und unflexibel.


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vg 28.03.2012