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Einkäufe von FMCG werden in den Nahbereich verlagert

Seit geraumer Zeit errichtet der Handel seine Läden nicht mehr an Orten, wo die Pacht am günstigsten ist, sondern geht dorthin, wo die Menschen wohnen, leben und arbeiten. Die Supermärkte waren da schon immer, die Discounter sind in den letzten Jahren hinzu gekommen. Und alle haben ihre Läden vergrößert und ihre Sortimente erweitert. So stieg die Anzahl der Marken bei den Discountern seit 2007 um rund ein Viertel, bei den Vollsortimentern um gut ein Drittel. Die Discounter verkaufen heute 34 Prozent, die Vollsortimenter sogar fast 60 Prozent mehr verschiedene Artikel als noch vor fünf Jahren. Das berichtet die GfK im GfK Consumer Index für den Monat April.

Die Verbraucher fahren demnach immer seltener zum Einkaufen in die großen Zentren auf der grünen Wiese. Immer häufiger besuchen sie stattdessen Einkaufsstätten in der Nähe ihres Wohnorts. Im Durchschnitt erreicht heute jeder Haushalt in Deutschland innerhalb von fünf Minuten Fahrzeit 6,2 LEH-Geschäfte(einschließlich Drogeriemärkte). 2,1 Geschäfte sind es innerhalb von drei Minuten, und darunter ist ein Discounter, so die GfK. Fährt der Kunde zehn Minuten zum Einkauf, kann er aus 28 Geschäften auswählen. Und fast durchweg seien die Preise aus Sicht der Konsumenten so konkurrenzfähig, dass selbst intensive Promotions sie nicht mehr so leicht in entferntere Outlets locken wie noch vor ein paar Jahren.

Knapp 48 Prozent der LEH-Umsätze (ohne Drogeriemärkte) wurden dann auch laut den Marktforschern im Jahr 2012 im Nahbereich bis zu fünf Minuten Fahrzeit erzielt; das sind 1,2 Prozentpunkte mehr als noch vor fünf Jahren. Betrachtet man die Promotionumsätze für sich genommen, gewann der Nahbereich in den vergangenen fünf Jahren sogar 5,1 Prozentpunkte hinzu.Mit jeder weiteren Minute Fahrzeit nimmt die Attraktivität der Einkaufsstätten hingegen ab, mit oder ohne Preisaktionen, heißt es im GfK Consumer Index.

Die Verlagerung der Einkäufe in den Nahbereich trifft naturgemäß vor allem die SB-Warenhäuser. Die Entfernung ist allerdings nicht ihr einziges Manko. Durch die Sortimentsausweitung der Super- und Verbrauchermärkte sowie der Discounter haben sie auf diesem Gebiet ihre Ausnahmestellung weitgehend eingebüßt, schreibt die GfK. Und auch preislich sind die wohnortnahen Einkaufsstätten ihnen näher gekommen. Seit 2007 haben die SB-Warenhäuser so an Kunden ihres engeren Einzugsbereichs fast vier Prozentpunkte verloren. Ihnen bleibt nurmehr der rückläufige Fernbereich. Insgesamt geben viele SB-Warenhäuser seit Jahren Umsatzanteile an die anderen Vertriebsschienen ab.

Bei den Discountern hat sich das Entfernungsprofil dagegen kaum verändert. Sie behaupten ihre Position in allen Entfernungsbereichen. Und das bei durchweg
steigenden Gesamtumsätzen.

Wirklich profitieren können vom Trend des wohnortnahen Einkaufs somit einzig die LEH-Food-Vollsortimenter. Deren Umsatzanteil im Nahbereich bis fünf Minuten Fahrzeit ist seit 2007 um fast neun Prozentpunkte gestiegen. Auch im mittleren Entfernungsbereich konnten sie noch zulegen. Die Halbierung des Anteils im Fernbereich ist laut den Marktforschern deshalb vor allem der Tatsache geschuldet, dass niemand mehr als zehn Minuten fahren muss, um zu seinem bevorzugten Vollsortimenter zu kommen.

Die Vollsortimenter haben es demnach in den vergangenen Jahren verstanden, ihre kundennahe Vollversorgung so zu optimieren, dass ihnen jetzt gerade die Kunden aus der Nachbarschaft zulaufen. Sie sind wie seinerzeit ‚Tante Emma’ um die Ecke, nur auf einem in jeder Hinsicht völlig anderem Niveau. Sie haben einen Trend angestoßen – und fahren heute die Früchte ihrer Initiativen ein, so die GfK.

Getragen wird der zunehmende Einkauf im Nahbereich vor allem von den Älteren und den Alleinstehenden, den demografischen Trendgruppen. Diese Käufer können oder wollen nicht lange fahren, um ihre Einkäufe zu erledigen. Sie sind zudem finanziell überdurchschnittlich ausgestattet. Im mittleren oder Fernbereich kaufen dagegen vor allem Mehrpersonen-Haushalte ein, junge und ältere Familien, die auf die zeit- und geldsparenden Vorteile des Großeinkaufs angewiesen sind. Die Rentner-Familien entsprechen mit der Entfernungsstruktur ihrer Ausgaben im Übrigen exakt dem statistischen Durchschnitt. Demnach erfolgten im Jahr 2012 gut die Hälfte aller Einkaufe im Umkreis von mehr als fünf Minuten Fahrzeit, knapp die Hälfte im Umkreis von weniger als fünf Minuten – letztere mit deutlich steigender Tendenz.


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vg 29.05.2013