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Stereotype beeinflussen Personalmanagement

Frauen werden als führungsbereiter wahrgenommen, wenn sie Stolz auf ihre eigene Leistung zeigen. Wirken sie hingegen fröhlich, wird ihnen weniger Führungswille zugetraut als ähnlich emotionalen Männern. Dies ist eines der ersten Ergebnisse eines langfristigen Forschungsprojekts, bei dem Wirtschaftswissenschaftlerinnen der Technischen Universität München (TUM) die Auswahl und Beurteilung von Führungskräften untersuchen. Sie erforschen, welche Mechanismen bei der Auswahl und Beurteilung von Führungskräften in Wirtschaft und Wissenschaft wirken und wie Verzerrungen in der Wahrnehmung entgegengewirkt werden kann.

In mehreren Studien stellten die Wissenschaftlerinnen zufällig ausgewählten Personen verschiedene Szenarien mit (potenziellen) Führungskräften und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor. Anschließend fragten sie die Wahrnehmung und Erwartungshaltung der Testpersonen ab. Dabei zeigte sich, dass das gleiche Verhalten von Frauen und Männern in Führungspositionen unterschiedlich beurteilt wird: Bekamen Angestellte in einem Szenario eine Aufgabe übertragen, erwarteten die Testpersonen eine bessere Leistung, wenn ein Mann die Arbeit delegiert hatte.

Manche Stereotype von Frauen sind bei Frauen ausgeprägter

In einem anderen Szenario gaben Vorgesetzte beim Delegieren von Aufgaben ihren Mitarbeitern mal mehr, mal weniger Entscheidungsfreiheit. Aus der Sicht der Mitarbeiter wünschten sich alle Testpersonen Führungskräfte, die mehr Freiheit lassen. Im Gegensatz zu den männlichen Testpersonen unterschieden Frauen allerdings nach dem Geschlecht der Bosse: Weibliche Vorgesetzte, die wenig delegierten, schnitten bei ihnen noch schlechter ab als männliche Chefs mit dem gleichen Verhalten.

Frühere Studien haben gezeigt: Wer als führungswillig gesehen wird, hat größere Chancen, tatsächlich auf eine Führungsposition gerufen zu werden. Dies bedeutet für Frauen einen Nachteil, da sie im Schnitt als weniger an Mitarbeiterführung interessiert wahrgenommen werden. Die Wissenschaftlerinnen der TUM untersuchten nun, welche Rolle dabei Emotionen spielen. Die Testpersonen sahen Szenarien, in denen Männer und Frauen fröhlich waren, Stolz auf die eigene Leistung oder aber keinerlei Emotionen zeigten. Diejenigen, die stolz wirkten, wurden als führungswilliger beurteilt. Dieser Effekt war deutlich stärker bei den gezeigten Frauen. Vor allem fröhlich wirkenden Frauen wird wenig Führungswillen zugetraut. Umso größer ist die Wirkung, wenn sie Stolz zeigen.

Aus ihren Erkenntnissen wollen die Wissenschaftlerinnen Schulungen entwickeln. Diese sollen Unternehmen und Wissenschaftsorganisationen helfen, Potenzial und Leistung von Frauen und Männern ohne Einfluss von Stereotypen zu beurteilen.

Am Projekt 'Auswahl und Beurteilung von Führungskräften in Wissenschaft und Wirtschaft - wie unterscheiden sich Männer und Frauen?' sind die beiden TUM-Lehrstühle für Strategie und Organisation (Prof. Isabell Welpe) sowie für Forschungs- und Wissenschaftsmanagement (Prof. Claudia Peus) beteiligt. Es wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union.


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vg 04.06.2013