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Noch immer Skepsis beim Online-Shopping im Ausland

Die deutschen Verbraucher gehören zu den eifrigsten Online-Shoppern in Europa, kaufen jedoch besonders selten von Händlern im europäischen Ausland. Das zeigt eine heute (23.7.) von der Europäischen Kommission veröffentlichte Verbraucher-Umfrage. Demnach haben in den vergangenen zwölf Monaten zwar 63 Prozent der deutschen Verbraucher bei einem Online-Händler im Inland eingekauft (EU27: 41%), aber nur neun Prozent bei einem Verkäufer im europäischen Ausland (11%).

Die deutschen Konsumenten sind mit am besten über ihre Verbraucherrechte informiert (Platz 3 von 27). Über 90 Prozent der deutschen Verbraucher, die Probleme mit gekauften Produkten hatten, unternahmen etwas dagegen. Das war der EU-weit zweithöchste Wert (EU27: 83%). Europaweit haben weiterhin nur knapp über ein Drittel der Verbraucher das nötige Vertrauen, um online etwas in einem anderen EU-Land zu bestellen, ein Zeichen dafür, dass neue Impulse nötig sind, damit Verbraucher überall in der EU mit demselben Vertrauen und derselben Leichtigkeit Einkäufe und Bestellungen tätigen können – online wie offline.

Noch Handlungsbedarf bis zur Vollendung eines echten Binnenmarkts

Insgesamt zeigt die Studie, dass der Schutz der Verbraucherrechte in den einzelnen EU-Ländern nach wie vor sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Nur 35 Prozent der europäischen Verbraucher haben das nötige Vertrauen, um online etwas in einem anderen EU-Land zu bestellen. Und sieben von zehn wissen nicht, was zu tun ist, wenn sie Produkte erhalten, die sie nicht bestellt haben.

Neven Mimica, EU-Kommissar für Verbraucherpolitik: "Fortschritte gibt es vor allem bei der Ausweitung des elektronischen Handels; in anderen Bereichen sind dagegen noch Verbesserungen nötig. Das Verbraucherbarometer macht deutlich, wo der Schwerpunkt unserer Anstrengungen liegen muss. Es verschafft uns einen Einblick in den Markt. Die Ergebnisse werden sich in meinem künftigen Handeln widerspiegeln, etwa bei der Einrichtung der Online-Plattform für Streitbeilegung oder bei der besseren Durchsetzung der Regeln gegen unlautere Geschäftspraktiken."

Elektronischer Handel wächst, insbesondere auf dem inländischen Markt

Der Anteil der Verbraucher, die im eigenen Land am elektronischen Handel teilnehmen, ist von 38 Prozent auf 41 Prozent gestiegen. Bei grenzüberschreitenden Einkäufen stieg er von 9,6 Prozent auf elf Prozent. Bei Online-Einkäufen haben die Verbraucher allerdings mehr Vertrauen in die inländischen Händler als in die anderer EU-Länder (59 % bzw. 35 %). Zu den möglichen Gründen hierfür zählen laut EU-Kommission, dass in das Land des Verbrauchers nicht geliefert wird oder dass der Online-Händler ausländische Debit- oder Kreditkarten nicht akzeptiert. Dies ist eine hohe Hürde für grenzüberschreitende Online-Einkäufe und -Bestellungen.

Die Kommission ist nach eigenen Angaben bestrebt, günstige Rahmenbedingungen für Verbraucher zu schaffen und dadurch das Potenzial des elektronischen Handels freizusetzen. Dank der neuen Verordnung über die Online-Streitbeilegung könnten Verbraucher, die in ihrem oder in einem anderen EU-Land Online-Einkäufe tätigen, Streitigkeiten mit Händlern und Lieferanten außergerichtlich und somit schneller und kostengünstiger beilegen. Mit der Richtlinie über die Rechte der Verbraucher, die ab Juni 2014 in allen Mitgliedstaaten gilt, werden u. a. die Rückgabebestimmungen im Fernabsatz harmonisiert.

Die Kommission arbeite zurzeit mit den betroffenen Kreisen zusammen, um die Qualität von Online-Vergleichsportalen zu verbessern und grenzübergreifende Vergleiche zu erleichtern, damit sich die Verbraucher die günstigsten Angebote heraussuchen können.

Verbraucherbedingungen sind innerhalb der EU sehr unterschiedlich

Der Anteil der Verbraucher, die sich durch das vorhandene Instrumentarium angemessen geschützt fühlen, schwankt zwischen 18 Prozent und 76 Prozent. Alles in allem scheint die Situation für die Verbraucher in Nord- und Westeuropa am besten zu sein. In den meisten Ländern, die der EU seit 2004 beigetreten sind, haben sich die Bedingungen für die Verbraucher in den vergangenen drei Jahren aber verbessert.

Aus den Antworten der Umfrageteilnehmer geht hervor, dass ältere Menschen, Menschen mit geringer Bildung, Erwerbslose, Arbeiter und Verbraucher ohne eigenen Internetanschluss am wenigsten von ihren Rechten und den bestehenden Möglichkeiten profitieren.

Um dem abzuhelfen, will die Kommission u.a. demnächst eine Studie über die 'Verletzlichkeit' der Verbraucher in Schlüsselmärkten vorlegen. Darin sollen die Faktoren für diese Verletzlichkeit bestimmt werden, darunter auch sozio-demografische Merkmale. Die Studie soll zudem Verfahren aufzeigen, um die Ursachen besser untersuchen zu können.

Rechtswidrige Geschäftspraktiken halten sich hartnäckig

Nach Einschätzung von Verbrauchern und Einzelhändlern haben illegale Geschäftspraktiken in den vergangenen vier Jahren nicht deutlich abgenommen. Über 50 Prozent der befragten Verbraucher sind der Ansicht, dass sie sehr wahrscheinlich im Internet mit solchen Praktiken in Berührung kommen.

Mit den Ergebnissen des Europäischen Verbrauchergipfels 2013 im Hinterkopf prüft die Kommission nach eigenen Angaben derzeit, wie sich die Durchsetzung der Vorschriften über die wirtschaftlichen Verbraucherrechte verschärfen ließe. Im Rahmen der Überarbeitung der entsprechenden Verordnung werde es im September 2013 eine öffentliche Konsultation zur Erhöhung der Wirksamkeit der Zusammenarbeit der nationalen Behörden geben.

Kenntnisstand bezüglich der Verbraucherrechte niedrig

Sieben von zehn Verbrauchern wissen nicht, wie sie vorgehen müssen, wenn sie nichtbestellte Produkte erhalten, und nicht einmal ein Drittel der Einzelhändler kennt das Gesetz, das regelt, wie lange Verbraucher schadhafte Produkte zur Reparatur zurückgeben dürfen.

Um die Verbraucherbildung von Jugendlichen zu verbessern, hat die Kommission den Consumer Classroom entwickelt, eine interaktive Website für Lehrkräfte. Im Rahmen des Europäischen Jahres Bürger werde es außerdem eine EU-weite Verbraucherrechtekampagne geben, die sich an Verbraucher und an Unternehmen richtet. Ferner werde die Kommission in bestimmten Verbrauchermärkten eine Untersuchung über Garantien durchführen, um zu prüfen, ob das EU-Recht in der gesamten EU einheitlich angewandt wird.

Umweltbewussteres Kaufverhalten

Vier von zehn Verbrauchern sagen, dass die Ökobilanz einer Ware oder einer Dienstleistung ihre Kaufentscheidungen beeinflusst. Zu den Gründen dafür, nicht umweltorientiert einzukaufen, zählen das Fehlen entsprechender Informationen, höhere Preise und mangelndes Vertrauen in die Umweltangaben.

Das Verbraucherbarometer ist ein regelmäßiger Bericht über die Integration des EU-Binnenmarktes im Einzelhandel aus Verbrauchersicht und über die Qualität des Verbraucherumfelds in den einzelnen Ländern. Die Länderberichte im Anhang des Barometers enthalten zu jedem Land detaillierte Verbraucherstatistiken. Die Barometerdaten werden von den nationalen Behörden und von Verbraucherorganisationen für die Gestaltung und Bewertung ihrer eigenen Maßnahmen genutzt. Neben den 27 Mitgliedstaaten sowie Island und Norwegen ist im diesjährigen Barometer erstmals auch Kroatien berücksichtigt. Eine weitere Neuerung ist die vom Europäischen Parlament geforderte Aufschlüsselung der Daten nach sozio-demografischen Kriterien.

Das Verbraucherbarometer in voller Länge finden Sie hier.


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vg 23.07.2013