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Fast jedes zehnte Ladengeschäft von Schließung bedroht

Der Strukturwandel im Handel ist im vollen Gange. Die Digitalisierung beeinflusst Flächen und Anzahl stationärer Geschäfte. Denn rund 73 Prozent der Internetnutzer shoppen im Netz. Vor allem Jüngere kaufen vermehrt auch online ein. Dadurch könnten in den nächsten fünf Jahren rund 45.000 stationäre Geschäfte vor dem Aus stehen. Das zeigt die IFH-Studie 'Stadt, Land, Handel 2020'.

Online-Wachstum und Bevölkerungsrückgang sind die wichtigsten Treiber

Die IFH-Modellrechnung ergibt für das Jahr 2020 einen Online-Umsatzanteil am Einzelhandel insgesamt zwischen 11,9  und 15,3 Prozent – ohne Güter des täglichen Bedarfs liegt dieser 2020 sogar bei bis zu 25,3 Prozent. Durch die dadurch entstehenden Kannibalisierungseffekte könnten in den nächsten fünf Jahren rund 45.000 stationäre Geschäfte die Pforten dicht machen. Das bedeutet: Bis 2020 droht mehr als jedem zehnten Ladengeschäft die Schließung.

Daneben beeinflusst vor allem die Bevölkerungsentwicklung die Handelslandschaft: Schrumpft die Bevölkerung, sinken auch die Einzelhandelsumsätze.

Bis zu 27 Prozent weniger Einzelhandelsumsatz in einigen Landkreisen

Für die Prognose der Handelsentwicklung haben die IFH-Forscher zwei Trendszenarien errechnet: Das Online-Szenario fällt mit einer Umsatzentwicklung des stationären Einzelhandels bis 2020 von minus 11,5 Prozent recht pessimistisch aus. In diesem Szenario liegt die prognostizierte Bandbreite der Einzelhandelsentwicklung auf Ebene der Stadt- und Landkreise zwischen minus 27 Prozent und minus einem Prozent.

Neben den Stadtstaaten Hamburg und Berlin haben die Bundesländer bzw. Regionen Baden-Württemberg, Mittel-/Südbayern sowie Südhessen und die südliche Niederrheinregion die geringsten negativen Auswirkungen auf den stationären Einzelhandel zu erwarten, so IFH. Die größten Einschnitte wird es voraussichtlich in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen geben. "Dies liegt unter anderem daran, dass sich durch den erwarteten Bevölkerungsrückgang in diesen Regionen Versorgungslücken verstärken und diese durch den Online-Handel aufgefangen werden", erklärt Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln.

Was macht Standorte attraktiv?

Attraktive Innenstädte punkten mit Gestaltung, Ambiente, Erlebnischarakter und Angebots- bzw. Sortimentsvielfalt, heißt es in der Studie. Während in Sachen Erlebnis und Ambiente vor allem positive Akzente gesetzt werden könnten, führten Defizite im Warenangebot aus Konsumentensicht zu drastischen Einbußen der Attraktivität. Vor allem kleinere Städte hätten hier vielfach Handlungsbedarf.

"Damit sich auch kleinere Städte für die Zukunft attraktiv aufstellen können, muss ein Umdenken erfolgen. Noch kann der Wandel aktiv gestaltet werden. Auch Kooperationen von Standorten oder ein strategisch angelegter prozessualer Rückbau können eine Chance sein", rät Hedde.

Die Studie 'Stadt, Land, Handel 2020' befasst sich mit den Auswirkungen des demografischen Wandels und der Digitalisierung auf Innenstädte und die Versorgung im Allgemeinen – auch auf Ebene einzelner Regionen. Hierfür wurde sich mit Fragen des Strukturwandels, des geänderten Konsumentenverhaltens, Online-Affinitäten und Frequenzen auseinandergesetzt und die Auswirkungen quantifiziert. Darüber hinaus wird betrachtet, was Innenstädte heute attraktiv macht und welche strategischen Konsequenzen sich aus den Ergebnissen für Handel und Städte ergeben.


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vg 12.08.2015