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Lebenswelten der Migranten unterscheiden sich deutlich

Unter welchen Bedingungen Migranten in Deutschland leben, interessiert nicht nur Sozialwissenschaftler und die Politik, sondern auch die Marktforschung. Sie hat deshalb das Instrument der Lebenswelten entwickelt. Es dient dazu, das Konsumverhalten verschiedener sozialer Gruppen zu untersuchen. Für die gerade erschienene Studie 'Neue Potenziale –Zur Lage der Integration in Deutschland' hat das Berlin-Institut das Konzept der Lebenswelten an die verfügbaren Daten des Mikrozensus angepasst. So lassen sich nun laut den Forschern die sozialen Lebenslagen von Einheimischen und Migranten über die drei Lebensphasen Ausbildung, Berufstätigkeit/Familienarbeit und Ruhestand hinweg vergleichen.

Fürs Studium nach Deutschland

Einige Ergebnisse der Studie: Weil Menschen mit Migrationshintergrund im Schnitt jünger sind als Einheimische, sind sie häufiger als diese in den Lebenswelten der Ausbildungsphase vertreten. Von den selbst zugewanderten Migranten in Ausbildung sind zwei Drittel Studenten, unter den Einheimischen nur die Hälfte. Daran zeigt sich, dass viele junge Migranten gezielt zum Studieren nach Deutschland kommen. In Deutschland geborene Menschen mit Migrationshintergrund in Ausbildung befinden sich dagegen seltener auf dem akademischen Bildungsweg. Nur etwa ein Drittel von ihnen fällt in die Lebenswelt der Studierenden.

Die verbleibenden zwei Drittel sind entweder noch zu jung zum Studieren oder haben sich für eine nicht-akademische Ausbildung entschieden.

Aussicht auf Aufstieg

Migranten in der Erwerbs- und Familienphase finden sich häufiger in den einfachen und mittleren Lebenslagen wieder als Einheimische der gleichen Lebensphase, so die Studie des Berlin-Institut. Das gilt für selbst Zugewanderte wie auch für in Deutschland geborenen Menschen mit Migrationshintergrund.

Damit haben sich bisher zwischen den Generationen kaum Verbesserungen in der Verteilung der Lebenslagen eingestellt. Allerdings finden sich unter den jungen Migranten der zweiten und dritten Generation vermehrt Personen in der Lebenslage "Junge Top", so dass langfristig ein gesellschaftlicher Aufstieg zu erwarten ist, schreiben die Autoren.

Migranten aus Drittstaaten selten in Top-Lebenslagen

Für die Studie "Neue Potenziale" hat das Berlin-Institut Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland je nach Herkunftsregion und Zuwanderungskontext in verschiedene Gruppen eingeteilt: Aussiedler, Türkei, Südeuropa, sonstige Länder der EU-27, ehemaliges Jugoslawien, Ferner Osten, Naher Osten sowie Afrika.

Migranten aus den sonstigen Ländern der EU-27 ähneln in ihrer Verteilung auf die Lebenswelten den Einheimischen am stärksten. Angesichts ihres guten Bildungsstands müssten sich allerdings weitaus mehr Migranten aus der EU in Top-Lebenslagen befinden. Am schlechtesten schneiden Migranten mit afrikanischem Hintergrund ab. Unter ihnen sind besonders wenige Menschen in Top-Lebenslagen und viele in den einfachen.

Wie die einheimischen Deutschen gehören auch die durchschnittlichen Migranten der zweiten Lebensphase, unabhängig von ihrer Herkunft, mehrheitlich zu den sozio-ökonomisch mittleren Lebenslagen, so die Studie. 40 bis 50 Prozent der jeweiligen Gruppe zählen damit zur Mittelschicht.

Die Zugehörigkeit zu den Top-Lebenslagen variiert dagegen deutlich. Insbesondere die Migrantengruppen aus Ländern außerhalb der Europäischen Union fallen dadurch auf, dass sie relativ wenige Menschen in Top-Lebenslagen aufweisen und dafür anteilig mehr Menschen in einfachen Lebenslagen. Vergleichsweise gute Bildungsabschlüsse, wie sie in der Migrantengruppe aus dem Fernen Osten häufig sind, geben laut Berlin-Institut folglich nicht automatisch den Weg in die Top-Lebenslagen frei.

Ruhestand: Vor allem ehemalige Gastarbeiter

In der Lebensphase des Ruhestands befinden sich aufgrund der unterschiedlichen Altersstruktur anteilig mehr Einheimische als Migranten. Fast ein Drittel der einheimischen Deutschen in dieser letzten Lebensphase zählt dabei zu den alleinstehenden Älteren – unter ihnen viele Frauen. Bei den Ruheständlern unter den Migranten handelt es sich vor allem um die ehemaligen Gastarbeiter. Sie befanden sich schon während ihres Erwerbslebens überwiegend in den einfachen Lebenslagen und fallen im Alter zur Hälfte in die Lebenswelt der Älteren Arbeiter.

Insgesamt zeigt der Vergleich der Lebenswelten, dass Migranten noch lange nicht die durchschnittlichen Lebensverhältnisse der einheimischen Deutschen erreicht haben.

Die Studie wurde unterstützt vom GfK Verein.




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vg 04.06.2014