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Arbeit: Mehr digitale Tagelöhner, weniger Festangestellte

Die Digitalisierung ändert die Arbeitswelt in einem Ausmaß, dass neue Regeln im Arbeitsrecht und für die Sozialversicherung nötig sein werden. "Unser Sozialversicherungssystem ist auf die Folgen des technologischen Wandels überhaupt nicht eingestellt", sagt Arnold Picot, Professor für Betriebswirtschaft und Leiter der Forschungsstelle für Information, Organisation und Management an der LMU in einem Interview über die Zukunft der Arbeit.

Globaler Arbeitsmarkt: Neue arbeitsrechtliche Regeln notwendig

"Es wird nicht mehr genügend Angestellte geben, die in die Rentenversicherung einzahlen." Stattdessen werde die Zahl der Freelancer zunehmen. Unternehmen würden je nach Bedarf auf Fachkräfte zugreifen und diese weltweit rekrutieren. "Bewerber aus Indonesien und Oberbayern konkurrieren um denselben Auftrag. Wir haben heute in vielen Bereichen einen nahezu globalen Arbeitsmarkt", so Picot. Für diese Tätigkeiten, die häufig über Crowdworking-Plattformen im Internet vermittelt würden, seien neue arbeitsrechtliche Regeln notwendig. "Jeder Bildschirmarbeiter ist an der elektronischen Leine und kann kontrolliert werden, wo, wann und wieviel er arbeitet", sagt Picot.

Technologischen Wandel bei Ausbildung stärker berücksichtigen

Der Wirtschaftsexperte sagt eine zunehmende Polarisierung der Arbeitswelt voraus: "Gefährdet sind alle jene Berufe von Sach- und Facharbeitern, zu denen sehr routinemäßige Aufgaben gehören, wie etwas sortieren, suchen oder berechnen." Anders die kognitiv anspruchsvollen Aufgaben: "Wo Erfahrung, assoziatives Denken und soziale Interaktion nötig sind und die Tätigkeit schwer planbar ist, wird es keine Automatisierung geben", sagt Picot und drängt darauf, den technologischen Wandel bei der Bildung und Ausbildung stärker zu berücksichtigen: "Es kann nicht sein, dass junge Menschen für Tätigkeiten ausgebildet werden, die es morgen nicht mehr gibt."

Von der Vorstellung einer Work-Life-Balance müssten sich die Menschen verabschieden. Denn durch den technologischen Wandel würden Arbeit und Privatleben weiter zunehmend verschmelzen: "Die Möglichkeit, Arbeitsprozesse selbst zu bestimmen, wird zunehmen. Wir müssen die Situation, dass Arbeit und Nichtarbeit nah beieinander liegen, zu beherrschen lernen", sagt Picot.


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vg 04.12.2014