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US-Firmen fordern TTIP und Bürokratieabbau in der EU

Die US-Unternehmen in Deutschland glauben mehrheitlich an die Stärke der deutschen Volkswirtschaft. 62 Prozent erwarten, dass die Konjunkturentwicklung in den kommenden sechs Monaten mindestens stabil bleiben wird. Von einer "deutlichen Verschlechterung" der Konjunktur geht kein Top-Manager der amerikanischen Firmen aus. Die seit fast einem Jahr regierende Große Koalition wird eher positiv bewertet: Fast jeder Zweite (46 Prozent) ist mit der Wirtschafts- und Sozialpolitik der deutschen Regierung zufrieden; nur sechs Prozent zeigen sich unzufrieden. Allerdings sehen die US-Firmenvertreter noch Verbesserungspotenzial. Sie kritisieren, dass strukturelle Probleme gar nicht, zaghaft oder unkoordiniert gelöst würden.

Das sind zwei Kernergebnisse der Herbstumfrage des 'AmCham Germany Business Barometer'. Die Befragung von US-Investoren in Deutschland wird zweimal jährlich, im Frühjahr und im Herbst, von der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (American Chamber of Commerce in Germany, kurz AmCham Germany) in Zusammenarbeit mit Roland Berger Strategy Consultants durchgeführt.

Geschäft der US-Unternehmen in Deutschland bleibt stabil

Noch besser als die allgemeinen Konjunkturerwartungen sind die aktuellen Perspektiven, die die Unternehmen für sich selbst in Deutschland sehen. Nahezu jeder vierte Befragte (24 Prozent) gibt an, die Unternehmensziele für das Geschäftsjahr 2014 zu übertreffen; 55 Prozent rechnen mit einem Abschluss nach Plan. In der Frühjahrsumfrage des 'AmCham Germany Business Barometer' hatten knapp acht von zehn Firmen auf steigende Umsätze für das laufende Jahr gesetzt. "Das Geschäft der amerikanischen Unternehmen in Deutschland bleibt trotz der Konjunktureintrübung stabil. Die Grundhaltung und Investitionsabsichten für den deutschen Markt sind positiv", sagt Bernhard Mattes, Präsident der AmCham Germany.

Unsicherheiten für Deutschlands Konjunktur kommen von außen

Die größten Konjunkturrisiken sehen die befragten US-Unternehmen in Entwicklungen außerhalb Deutschlands. Am häufigsten genannt werden zunehmende geopolitische Spannungen (89 Prozent), wirtschaftliche Stagnation in den Euroländern (60 Prozent) und ein allgemeiner Nachfragerückgang (43 Prozent).

"Die geopolitischen Entwicklungen hinterlassen erste Spuren in Deutschland und Europa", analysiert Prof. Dr. Burkhard Schwenker, Aufsichtsratsvorsitzender von Roland Berger. "Bei international aufgestellten Unternehmen steigt die Unsicherheit." Innenpolitisch betrachten die befragten Topmanager die Energiewende (43 Prozent) als größte Herausforderung.

Eine dynamische Wirtschaftspolitik für Deutschland und Europa

Bei der Frage nach Deutschlands Zukunftsagenda setzen die amerikanischen Investoren vor allem auf "weiche" Politikthemen. So fordern sie an erster Stelle eine stärkere Innovationsdynamik (67 Prozent) und eine deutliche Bildungsoffensive (ebenfalls 67 Prozent). 64 Prozent der Befragten plädieren zudem für höhere Infrastrukturinvestitionen, 61 Prozent raten der Politik, die Digitalisierung der Wirtschaft schneller voranzutreiben.

AmCham Germany-Präsident Mattes: "Deutschland belegt wirtschaftlich eine Spitzenposition, aber diese Position verlangt nach einem kontinuierlichen 'An-sich-Arbeiten'. Dafür braucht es eine dynamische Wirtschaftspolitik. Denn zugleich sehen die US-Firmen weiterhin dringend Handlungsbedarf in den Schlüsselbereichen Innovation, Bildung und Energie sowie beim Ausbau der Infrastruktur".

US-Unternehmen fordern Bürokratieabbau auf EU-Ebene

Zu einer zukunftsgerichteten europäischen Wirtschaftspolitik zählen fast drei von vier US-Unternehmen (73 Prozent) einen Bürokratieabbau in der EU. 62 Prozent der Befragten fordern, das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen den USA und Europa abzuschließen, um die Wachstumschancen des transatlantischen Marktes zu nutzen. Ebenso viele Firmenvertreter drängen auf weitere Haushaltskonsolidierung in der Eurozone. Darüber hinaus werden die Vollendung des EU-Binnenmarktes (46 Prozent) und eine Infrastrukturoffensive (32 Prozent) genannt.

"Das Nichthandeln bei der Modernisierung der Infrastrukturen ist schon deswegen fahrlässig, weil Europas vorhandene industrielle Kompetenz nur dann zählt, wenn sie auf leistungsfähigen und effizienten Transport-, Versorgungs- und Kommunikationsnetzen aufsetzen kann", sagt Roland Berger-Aufsichtsratsvorsitzender Schwenker.


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vg 04.12.2014