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Kaufkraft der Deutschen steigt 2015 moderat

Laut der Studie 'GfK Kaufkraft Deutschland 2015' haben die Deutschen im Jahr 2015 nominal rund 572 Euro pro Kopf mehr für ihre Ausgaben zur Verfügung als im Jahr 2014. Die regionalen Unterschiede sind dabei zum Teil stark ausgeprägt. Innerhalb der Bundesländer gibt es sehr deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Regionen.

GfK prognostiziert für das kommende Jahr 2015 eine Kaufkraftsumme von 1.732,4 Milliarden Euro für Gesamtdeutschland. Bezogen auf die 80.767.463 Einwohner ergibt sich ein Wert von 21.449 Euro pro Kopf. Damit werden die Deutschen im Jahr 2015 durchschnittlich nominal 572 Euro – rund 2,74 Prozent – mehr für Konsum, Miete oder andere Lebenshaltungskosten als im Vorjahr zur Verfügung haben. Unter Kaufkraft versteht man das verfügbare Nettoeinkommen der Bevölkerung inklusive staatlicher Transferzahlungen wie Renten, Arbeitslosen- und Kindergeld.

Angesichts der von Eurostat prognostizierten Inflationsrate von 1,4 Prozent und der stabilen Lohnentwicklung können sich die Bundesbürger nicht nur über den nominalen, sondern auch über einen leichten realen Kaufkraftzuwachs pro Kopf von rund 1,3 Prozent freuen, so die GfK.

Regionale Kaufkraftverteilung im Jahr 2015

Sechs der 16 Bundesländer weisen eine überdurchschnittliche Kaufkraft pro Kopf auf. Die ostdeutschen Bundesländer holen auf, liegen aber noch immer unter dem gesamtdeutschen Pro-Kopf-Durchschnitt.

Die Top 10 der Stadt- und Landkreise bleiben bis auf zwei Wechsel unverändert. So verdrängt der Stadtkreis Erlangen mit einem Indexwert von 124,9 den Landkreis Dachau (Index: 123,6) von Platz acht. Der Landkreis Stormarn schafft es mit einem Indexwert von 120,7 erneut in die Top 10. Dafür rutscht der Landkreis Miesbach heraus.

Noch immer ist der Landkreis Starnberg bundesweit der Kreis mit der höchsten Kaufkraft (pro Kopf). Der Landkreis Görlitz bildet das Schlusslicht. Die Schere zwischen Arm und Reich schließt sich allerdings etwas: Die Kaufkraft pro Kopf in Starnberg stieg gegenüber dem Vorjahr nur moderat auf 31.479 Euro pro Kopf. Sie liegt somit 47 Prozent über dem Durchschnitt. Der Landkreis Görlitz hingegen konnte aufholen und erreicht im Jahr 2015 im Schnitt 16.645 Euro und damit immerhin knapp 53 Prozent der durchschnittlichen Kaufkraft der Starnberger. Der absolute Abstand zwischen dem kaufkraft-stärksten und -schwächsten Kreis verringerte sich somit von fast 15.500 Euro auf nur noch 14.835 Euro.

Kaufkraft variiert innerhalb der Bundesländer stark

Die regionalen Kontraste liegen nicht nur zwischen Ost und West sowie der Mitte und dem Süden Deutschlands relativ weit auseinander, so die Konsumforscher. Auch innerhalb der einzelnen Bundesländer variiert die Kaufkraft zum Teil erheblich. Dabei sind die Unterschiede jedoch nicht in allen Bundesländern gleich stark ausgeprägt.

Unter allen Bundesländern weist Bayern die größte Spreizung der Kaufkraft zwischen den einzelnen Kreisen auf. Der Landkreis Starnberg liegt mit 31.479 Euro klar an der Spitze, während die durchschnittliche pro-Kopf-Kaufkraft im Landkreis Freyung-Grafenau mit 18.243 Euro nur 58 Prozent davon erreicht.

Bayern ist in 96 Kreise aufgeteilt – weit mehr als jedes andere Bundesland aufweist. Allein durch diesen hohen regionalen Detaillierungsgrad ist eine höhere Spreizung zu erwarten. In Hessen zeigt sich jedoch ein ähnliches Bild, obwohl es nur in 26 Kreise untergliedert ist. Die durchschnittliche Kaufkraft im Werra-Meißner-Kreis (18.719 Euro) liegt um 39 Prozent niedriger als im weniger als 200km entfernten Hochtaunuskreis (30.824 Euro pro Kopf). Der absolute Abstand zwischen den Extremen erreicht damit in Hessen mit 12.105 Euro pro Kopf einen ähnlichen Wert wie in Bayern (13.236 Euro pro Kopf).

Ganz anders sieht es in Sachsen aus: Das deutschlandweite Schlusslicht Görlitz liegt nur 15 Prozent unterhalb des kaufkraftstärksten Kreises in Sachsen – Dresden (19.488 Euro pro Kopf). Damit haben die Einwohner Dresdens lediglich 2.843 Euro mehr für den Konsum zur Verfügung als die des Landkreises Görlitz. Was die Verteilung der Kaufkraft angeht, ist das Bundesland Sachsen somit wesentlich homogener als Bayern und Hessen.

Die Spreizung hängt laut GfK mit der absoluten Höhe der Kaufkraft zusammen: In Bundesländern mit hoher durchschnittlicher Kaufkraft wie Bayern und Hessen ist auch das Ausmaß der Spreizung sehr hoch. Entsprechend ist in Bundesländern mit niedriger Kaufkraft auch die Spreizung gering – dies ist im gesamten Osten sowie im Saarland zu beobachten. In der Mitte – sowohl im Hinblick auf die Spreizung als auch auf die durchschnittliche Kaufkraft – liegen Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Hier beträgt die Spreizung zwischen 6.020 und 8.068 Euro, die Kaufkraft pro Kopf zwischen 21.005 und 21.611 Euro. Einzige Ausnahme: Baden-Württemberg hat eine hohe Kaufkraft, während die Spreizung mit 5.300 Euro relativ gering ist.

Bundesländer mit hoher Kaufkraft zeigen eine größere Heterogenität

Bundesländer, in denen sich insgesamt eine hohe Kaufkraft entwickelt hat, zeigen eine größere Heterogenität. Einzelne Kreise haben sich über einen langen Zeitraum positiv entwickelt und dadurch andere Regionen im selben Bundesland abgehängt. In Regionen mit insgesamt niedriger Kaufkraft – wie beispielsweise im Osten – ist diese Dynamik noch nicht soweit fortgeschritten: Leuchttürme wie Dresden, Jena oder Potsdam zeigen zwar eine höhere Kaufkraft als das Umland, der Abstand ist aber (noch) moderat. Starnberg hingegen entwickelt sich seit Jahrzehnten sehr positiv, was zu einem starken Gefälle im Vergleich zu bayerischen Regionen mit moderater Entwicklung – etwa Bayerischer Wald / Oberpfalz – geführt hat.

80 Jahre Kaufkraftdaten in Deutschland

Die erste Kaufkraftstudie hat GfK bereits im Jahr 1934 berechnet und erstmalig im Jahr 1937 veröffentlicht. Die GfK Kaufkraft ist definiert als die Summe aller Nettoeinkünfte der Bevölkerung, bezogen auf den Wohnort. Neben dem Nettoeinkommen aus selbstständiger und nichtselbstständiger Arbeit werden ebenso Kapitaleinkünfte und staatliche Transferzahlungen wie Arbeitslosengeld, Kindergeld und Renten zur Kaufkraft hinzugerechnet. Von diesem verfügbaren Einkommen sind allerdings noch nicht die Ausgaben für Lebenshaltungskosten, Versicherungen, Miete und Nebenkosten wie Gas oder Strom, Bekleidung oder das Sparen abgezogen. Folglich bedeutet ein nominaler Anstieg der Kaufkraft nicht zwangsläufig, dass jedem Einzelnen real mehr Geld zur Verfügung steht, wenn die aufgeführten Ausgaben deutlicher ansteigen, so die GfK. Darüber hinaus ist auch zu berücksichtigen, dass die Kaufkraft einer Region ein Durchschnittswert der dort lebenden Bevölkerung ist und nichts über die Kaufkraft einzelner Individuen aussagt.

Basis der Berechnung sind, neben der Lohn- und Einkommenssteuerstatistik, einschlägige Statistiken zur Berechnung der staatlichen Leistungen sowie Prognosewerte der Wirtschaftsinstitute.


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vg 15.12.2014