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E-Mobilität: Marktdurchdringung weltweit weiterhin verhalten

Der Marktanteil von Elektrofahrzeugen in den sieben führenden Automobilnationen Deutschland, Frankreich, Italien, USA, Japan, China und Südkorea verharrt weiterhin auf sehr niedrigem Niveau. Mitverantwortlich dafür ist neben der unzureichenden Batteriereichweite vor allem der Mangel an geeigneten Vertriebskonzepten, um die Kunden vom Kauf zu überzeugen. Das ist ein zentrales Ergebnis des jüngsten "Index Elektromobilität", den Roland Berger und die Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen mbH Aachen (fka) für das dritte Quartal 2015 präsentieren. Der Index vergleicht regelmäßig die relative Wettbewerbsposition der sieben führenden Automobilnationen im Bereich der Elektromobilität nach den Indikatoren Technologie, Industrie und Markt.

Kaufanreize schaffen – Energieeffizienz verbessern

Die bis 2021 geltenden Emissionsgrenzen setzen die Autohersteller (OEMs) doppelt unter Druck, so Roland Berger: Um Strafzahlungen zu vermeiden, müssen sie einerseits die Grenzwerte einhalten. Dafür ist ein bestimmter Anteil an Elektrofahrzeugen in der Flotte unabdingbar. Andererseits können Automobilhersteller die hohen Technologiekosten für diese Fahrzeuge nicht in vollem Maße an die Kunden weitergeben. Die OEMs reagieren darauf mit einem modularen Baukastensystem; denn dadurch können sie mittelfristig Elektro- und Hybridautos in allen Fahrzeugklassen anbieten.

Neben dem passenden Angebot fehlen aber auch noch schlüssige Vertriebskonzepte, um Elektromodelle zu verkaufen. "Elektroautos werden bisher kaum oder gar nicht beworben", sagt Roland Berger-Partner Thomas Schlick. "Kein Wunder, dass potenzielle Kunden gar nicht auf den Geschmack kommen."

Im Mietwagengeschäft etwa könnten viel mehr Elektroautos eingesetzt werden; dies hätte wiederum einen Multiplikatoreffekt. Außerdem seien Händler derzeit wenig motiviert, Kunden zum Kauf eines Elektrofahrzeugs zu bewegen. Stattdessen verkauften sie lieber margenträchtigere Modelle mit Sonderausstattungen. "Hier könnten die Hersteller mit zusätzlichen Anreizsystemen den Absatz der E-Autos ankurbeln", erklärt Roland Berger-Partner Wolfgang Bernhart. "Sie könnten zum Beispiel ein CO2-Kreditsystem etablieren, mit dem Händler zu Beginn eines Jahres handelbare CO2-Guthaben aufbauen könnten. Ein solches Modell würde auch die Planbarkeit für die Autohersteller erhöhen."

Die USA bleiben größter Absatzmarkt für E-Mobilität

Auch wenn die Verkäufe von Elektrofahrzeugen in den vergangenen Monaten ins Stocken geraten sind, stellen die USA mit knapp 120.000 verkauften Modellen zwischen dem dritten Quartal 2014 und dem zweiten Quartal 2015 immer noch den größten Absatzmarkt für E-Mobilität dar, so die Untersuchung. Im gleichen Zeitraum wurden in Deutschland gerade mal 17.000 Elektro- und Hybridautos verkauft; in Frankreich 21.500.

"Die typischen amerikanischen Käufer von Plug-In- und Elektroautos leben in Großstädten, denn dort ist die Akzeptanz alternativer Antriebstechnologien wegen der umfassenden Fördermaßnahmen der amerikanischen Regierung schon weiter verbreitet als auf dem Land", sagt Schlick. So verfügten die Nutzer von E-Autos in den Ballungszentren über ein gut ausgebautes Netz an kostenfreien Ladestationen oder über zusätzliche, exklusive Fahrspuren.

Technologie – Industrie – Markt: Rankings nach Indikatoren

Die Roland Berger- und fka-Experten bewerten im "Index Elektromobilität" die sieben wichtigsten Automobilnationen nach den drei Indikatoren Technologie, Industrie und Markt. Hier die Ergebnisse:

Technologie: Frankreich hat seinen Modellmix hin zu kleineren E-Modellen verschoben und erreicht insbesondere aufgrund der günstigen Kaufpreise dieser E-Modelle deshalb knapp die Spitzenposition. Dahinter folgt Japan, wo die Hersteller eher auf Vollhybride setzen und deshalb die technische Weiterentwicklung reiner Elektrofahrzeuge nur verhalten vorantreiben. Deutschland fokussiert sich im Modellmix weiter auf Plug-In-Autos und technologisch innovative E-Modelle, allerdings mit höheren Kaufpreisen.

Industrie: China konnte seine Position durch den steigenden Verkauf von Fahrzeugen aus heimischer Produktion stark verbessern. Japan hat dagegen weniger Autos und Batteriezellen produziert und verliert deutlich in der nationalen Wertschöpfung. Der Rückgang fiel aber durch Fertigungskapazitäten japanischer Automobilhersteller in Europa und den USA nicht zu stark aus. Während deutsche OEMs ihre Marktanteile in europäischen Kernmärkten erhöhen konnten, ist die Nachfrage nach ihren Fahrzeugen in den USA und Asien weiterhin gering.

Markt: Die Leitmärkte für E-Mobilität, USA und Japan, verzeichnen rückläufige Absatzzahlen. In Japan liegt dies an fehlenden Modellinnovationen. Frankreich erhöht seinen Marktanteil als einziges Land auf über ein Prozent und liegt damit deutlich vor den USA, deren Marktentwicklung stagniert (0,7 %). China (0,4 %) und Deutschland (0,5 %) können zwar ihren Abstand zu den Spitzenreitern weiter verringern, dennoch bleiben Elektrofahrzeuge auch hier noch Nischenprodukte.


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vg 11.09.2015