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Unternehmen unterschätzen die Gefahr von Cyberkriminalität

Die Fälle von Cyberüberwachung und -kriminalität nehmen zu: 14 Prozent der deutschen Unternehmen haben in den vergangenen drei Jahren konkrete Hinweise auf Spionageattacken entdeckt, das sind immerhin doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren. Großunternehmen mit mehr als einer Milliarde Euro Umsatz geraten besonders häufig ins Visier von Datendieben: Von ihnen hat sogar jedes fünfte bereits konkrete Attacken festgestellt. Sieben Prozent der deutschen Unternehmen haben sogar mehrfach Hinweise auf Spionage beziehungsweise Datenklau entdeckt. Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein: In jedem fünften Unternehmen (21 Prozent) flogen die kriminellen Handlungen nur durch Zufall auf.

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young), für die Geschäftsführer sowie Führungskräfte aus IT-Sicherheit und Datenschutz von 450 deutschen Unternehmen befragt wurden.

Unternehmen setzen vor allem auf einfache Sicherheitsvorkehrungen


Lediglich ein Drittel der deutschen Unternehmen sieht ein eher hohes oder hohes Risiko, Opfer eines Cyberangriffs zu werden – das sind so viele wie im Jahr 2013. Für die Zukunft erwarten die Manager, dass die Bedeutung des Problems zunehmen wird. Acht von zehn Managern (81 %) gehen von einer wachsenden Bedrohung aus dem Netz aus – das sind etwas mehr als noch vor zwei Jahren (76 %). Dabei geht die größte Gefahr aus Sicht der Manager von China aus: 46 Prozent nennen das Land als Region mit dem höchsten Risikopotenzial, dahinter folgen Russland (33 %) und die USA (31 %).

"Die anhaltende Sorglosigkeit vieler Unternehmen überrascht", sagt Bodo Meseke, Leiter Forensic Technology & Discovery Services bei EY. "Sie denken, sie seien ausreichend geschützt oder würden nicht Ziel von Datenklau und Cyberangriffen werden. Dabei zeigen die immer neuen Enthüllungen, dass jeder Ziel solcher Attacken werden kann und dass die gängigen Schutzmechanismen umgangen werden können."

Dennoch hat sich am Sicherheitsgefühl der Unternehmen nichts geändert. 82 Prozent der Manager halten die präventiven Maßnahmen gegen Datenklau in ihrem Unternehmen für ausreichend. Die Sicherheitsvorkehrungen sind in der Regel eher konventionell: Jeweils mehr als 80 Prozent der befragten Unternehmen setzen zur Vorbeugung von Spionageakten weiter nur auf Firewalls, Antivirensoftware und gute Passwörter.

Fast 60 Prozent der Großunternehmen fürchten Cyberangriff


Die Großunternehmen mit mehr als einer Milliarde Euro Umsatz sind sich des Risikos aus dem Netz am ehesten bewusst. 59 Prozent schätzen das Risiko, Opfer eines Cyberangriffs zu werden, als eher hoch oder sehr hoch ein. Bei den Umsatzklassen zwischen 50 Millionen bis eine Milliarde Euro und bis 50 Millionen Euro sind lediglich 34 beziehungsweise 29 Prozent so risikobewusst.

Die Unternehmen sind unterschiedlich stark vom Datenklau betroffen – je nach Größe und Branche. So werden Unternehmen der Energie- und der Finanzbranche am häufigsten Opfer von Spionage und Datenklau: In der Energiebranche geben 17 Prozent an, es habe in den vergangenen drei Jahren konkrete Hinweise auf eine Attacke gegeben, bei vier Prozent sogar mehrfach. In der Finanzbranche geben 16 Prozent an, in den vergangenen drei Jahren mit Spionage und Datenklau zu tun gehabt zu haben – hier waren sogar alle von ihnen mehrfach betroffen. In der Industrie wurden 15 Prozent der Unternehmen bereits zum Opfer, sechs Prozent mehrfach.

Hohe Dunkelziffer: Ein Fünftel der Fälle nur durch Zufall aufgedeckt

Die Dunkelziffer dürfte aber laut Studie deutlich höher sein, gerade bei den kleineren Unternehmen, die oft nicht die entsprechenden Mittel oder das Know-how haben, um solche Attacken zu entdecken. So sind 53 Prozent der entdeckten kriminellen Handlungen durch ein internes Kontrollsystem aufgeflogen. In 21 Prozent der Fälle half nur der Zufall und bei 19 Prozent waren es interne Routineprüfungen. Dort, wo das Kontrollsystem nicht ausreichte oder der Zufall nicht mithalf, sind viele Angriffe also unentdeckt geblieben.

In drei von vier Fällen (74 %) handelte es sich bei den Attacken um Hackerangriffe auf die EDV-Systeme, in 21 Prozent wurden IT-Systeme vorsätzlich lahmgelegt. Deutlich seltener wurden Kunden- oder Arbeitnehmerdaten abgegriffen (11 %), Mitarbeiter abgeworben oder Datenklau durch eigene Mitarbeiter begangen (jeweils 10 %). In den meisten Fällen (48 %) ließ sich der Täter nicht zuordnen – er blieb unerkannt. In 18 Prozent der Fälle konnten sogenannte Hacktivisten – also Hackergruppen wie Anonymous – als Täter identifiziert werden, in 15 Prozent ein konkurrierendes ausländisches Unternehmen.


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rh 27.07.2015