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Marketingmix der Autobauer spricht Frauen nicht an

Analysiert man den deutschen Neuwagenmarkt, beträgt der Frauenanteil unter den
privaten Neuwagenkäufern nur 32,2 Prozent - Tendenz abnehmend. Dabei sind die Käuferinnen meist älter. Im ersten Halbjahr waren weniger als 30 Prozent aller Frauen, die sich Neuwagen kauften, jünger als 45 Jahre. Im Jahr 2007 waren dies noch 44 Prozent. Nur noch 3,9 Prozent aller Neuwagenkäuferinnen waren im ersten Halbjahr 2015 jünger als 25 Jahre, aber 10,1 Prozent waren älter als 70 Jahre.

Gründe für steigendes Alter der Neuwagenkäufer

Dies ist das Ergebnis einer Analyse des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen. Die Gründe für die Entwicklung sind laut Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen sowie Inhaber des Lehrstuhls für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, vielfältig. Unter anderem würden die Autobauer ihre Neuwagen immer stärker als junge Gebrauchtwagen vermarkten. Allein 30 Prozent aller Neuwagenzulassungen wurden im ersten
Halbjahr 2015 als Eigenzulassungen, sprich von Händlern und Herstellern getätigt. Junge Käufer gehen laut Dudenhöffer immer stärker auf Tageszulassungen und junge Dienstwagen über und lassen echte Neuwagen links liegen.

Werbeauftritte der Autobauer sprechen Frauen nicht an

Außerdem schaffen es die Autobauer in der Darstellung ihrer Neuwagen nicht, Interesse bei jüngeren Frauen zu wecken, so Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer. Entweder baue man Rennmaschinen wie Ferrari, Lamborghini Maseratis oder konservative Jaguars, Bentleys oder eben dicke SUV. "Alles drei ist nicht Frauensache", sagt Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer. Hinzu komme, dass in den Werbeauftritten der Autobauer PS, dicke Räder, Racing und technische Daten dominierten.

Lage der Geschäfte und Carsharing verringern Interesse

Als weitren Grund für das mangelnde Interesse der Frauen nennt Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer die Lage der Geschäfte, die oft in Industriegebieten gebaut werden. "Die Vertriebssysteme sind antiquiert und neue Vertriebsformate sind nicht
wirklich zu finden", so Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer. "Das Autohaus liegt im Gewerbegebiet, Autos stehen dort in monotoner Reihe und Verkäufer warten mit dem Auftragsblock. Das wirkt wie zum Zahnarzt gehen."

CarSharing sei ebenfalls ein Trend, der für rückläufige Verkaufszahlen sorge. Insbesondere in den Großstädten führe das bei jungen Frauen weg vom
Neuwagenkauf.

"Zusammengefasst: Die Männerwelt Auto hat es kaum geschafft, sich der wichtigen weiblichen Zielgruppe emotional und spannend darzustellen, angefangen vom Produkt, über die Rabattstruktur und den Vertrieb bis zur Werbung", so Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer. "Der gesamte Marketingmix scheint wenig auf die Zielgruppe Frauen zu passen."

Mini bleibt positive Ausnahme

Allerdings gibt es laut dem Professor durchaus Unterschiede. Die Marke Mini sei und bleibe der Star bei den Wunschautos der Frauen. Mehr als 51 Prozent aller Mini-Neuwagen werden auf Frauen erstzugelassen. "Der Mini ist schick, quirlig, nicht zu protzig, nicht auf Größe getrimmt, sondern auf quirlige Eleganz", sagt Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer. "Das sieht man übrigens auch an ähnlichen Modellen, wie dem Audi A1, Opel Adam, dem Fiat 500, dem Citroen C1, Renault Twingo – die alle Frauenanteile von mehr als 50 Prozent haben. Es ist also durchaus möglich Frauen anzusprechen, aber SUV, dicke Motoren, Sportwagen, breite Karosserien taugen dazu weniger."



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vg 06.08.2015