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Internationalisierung stärkt DAX-Konzerne, mehr Beschäftigte

Die Umsatzerfolge der DAX-Konzerne im Ausland bescheren dem Standort Deutschland ein kräftiges Beschäftigungsplus: Der im Ausland erwirtschaftete Umsatz stieg seit 2011 um 28 Prozent – die Zahl der außerhalb Deutschlands beschäftigten Mitarbeiter allerdings nur um acht Prozent. Umgekehrt ist das Verhältnis in Deutschland: So stieg die Zahl der am Standort Deutschland Beschäftigten um immerhin sechs Prozent – obwohl der hierzulande erwirtschaftete Umsatz gerade einmal um fünf Prozent zulegte.

Zudem sind es vor allem die besonders stark internationalisierten Unternehmen, die für das Beschäftigungsplus in Deutschland sorgen: Die 13 DAX-Konzerne, die mehr als 80 Prozent ihres Umsatzes außerhalb Deutschlands erwirtschaften, erhöhten ihre Gesamtbelegschaft seit 2011 um 16 Prozent – die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland stieg dabei immerhin um 13 Prozent. Bei den übrigen, weniger stark internationalisierten DAX-Konzernen stieg die weltweite Beschäftigung gerade einmal um drei Prozent, die Zahl der Mitarbeiter am Standort Deutschland sogar nur um zwei Prozent.

Das sind Ergebnisse einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zur Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung der im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen.

Standort Deutschland profitiert stark von der Globalisierung

"Das Auslandsengagement der DAX-Konzerne war in den vergangenen Jahren eine Erfolgsgeschichte – auch für den Standort Deutschland", stellt Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung bei EY, fest. "Hierzulande wuchs die Beschäftigung in den vergangenen Jahren stärker als der Umsatz. Das war nur dank des boomenden Auslandsgeschäfts möglich, das auch in Deutschland für eine hohe Auslastung der Fabriken und für positive Impulse für Zentralbereiche wie Forschung und Entwicklung oder Marketing sorgte."

Derzeit erwirtschaften 13 DAX-Unternehmen mindestens 80 Prozent ihres Umsatzes im Ausland – aber nur bei vier Unternehmen liegt der Auslandsanteil bei der Beschäftigung bei 80 Prozent oder höher. Den höchsten Auslandsanteil bei der Beschäftigung weisen Fresenius Medical Care und HeidelbergCement auf, die 95 beziehungsweise 91 Prozent ihrer Mitarbeiter im Ausland beschäftigen. In absoluten Zahlen hat der Volkswagenkonzern die meisten ausländischen Mitarbeiter: Gut 331.000 der insgesamt etwa 610.000 Mitarbeiter des Unternehmens sind außerhalb Deutschlands tätig.

Ausblick: Anteil Deutschlands an der Gesamtbeschäftigung wird sinken

Trotz der insgesamt positiven Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung der DAX-Konzerne in den vergangenen fünf Jahren waren die Belegschaften nicht vor Stellenabbau gefeit: Acht der 30 Unternehmen haben seit 2011 die Zahl ihrer Mitarbeiter weltweit reduziert, bei zehn Konzernen sank die Beschäftigung in Deutschland. Und gerade erst haben etwa die beiden deutschen Großbanken Deutsche Bank und Commerzbank Stellenkürzungen bekannt gegeben, die auch den Standort Deutschland betreffen sollen.

"Deutschland ist ein Hochlohnstandort, der voll im internationalen Wettbewerb steht", betont Meyer. "Immer wieder mussten und müssen die Mitarbeiter auch schmerzhafte Zugeständnisse machen, um die Arbeitsplätze am Standort Deutschland zu sichern und zukunftsfähig zu machen. Unterm Strich steht aber fest: In den vergangenen Jahren hat Deutschland massiv von der Globalisierung und der steigenden Auslandsnachfrage profitiert. Damit das auch künftig so bleibt, muss weiter an der Wettbewerbsfähigkeit der Rahmenbedingungen in Deutschland gearbeitet werden."

Angesichts eingeschränkter Wachstumsperspektiven in Deutschland rechnet Meyer allerdings damit, dass der Anteil Deutschlands an der Gesamtbeschäftigung der DAX-Konzerne in den kommenden Jahren weiter sinken wird – nachdem er 2015 schon leicht von 41,3 auf 41,0 Prozent zurückgegangen war. "Deutschland ist für die DAX-Konzerne nur ein Markt unter vielen. Gerade Asien und Nordamerika gewinnen weiter an Bedeutung – entsprechend wird zusätzlicher Beschäftigungsaufbau vor allem in diesen Regionen stattfinden."

Digitalisierung als Chance für Standort Deutschland

Bremsend wirke sich auch der in einigen Branchen massive Fachkräftemangel am Standort Deutschland aus, so Meyer: "Viele Unternehmen suchen händeringend nach hoch qualifizierten Mitarbeitern und können freie Stellen nicht besetzen. In manchen Regionen ist der Arbeitsmarkt leer gefegt – da erweist sich der Fachkräftemangel zunehmend als Wachstumsbremse. Also suchen die Konzerne im Ausland nach Mitarbeitern oder bauen entsprechende Funktionen außerhalb Deutschlands aus."

Mittelfristig dürfte zudem der technologische Wandel Herausforderungen auch für die Beschäftigungsstruktur in Deutschland mit sich bringen, meint Meyer. Dabei sollte die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung der Produktion allerdings keineswegs in erster Linie als Gefahr für den Standort Deutschland begriffen werden – im Gegenteil: "Die Digitalisierung der Produktion bietet erhebliche Chancen gerade für einen Hochlohnstandort wie Deutschland, kann sie doch dazu beitragen, den Arbeitskostenanteil zu reduzieren und die Fertigung wettbewerbsfähiger zu machen. Obendrein bieten Trends wie Industrie 4.0 für Deutschland die Chance, ganz vorn dabei zu sein bei technologischen Innovationen – letztlich der Markenkern des Industriestandorts Deutschland."

Viele der heutigen Arbeitsplätze könnten dabei zwar überflüssig werden, andere würden aber entstehen, und gerade die Industriekonzerne, die mit dem Qualitätssiegel 'Made in Germany' weltweit punkten können, würden alles daran setzen, einen möglichst großen Teil ihrer Fertigung am Standort Deutschland zu halten – was allerdings mit ständigen Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen einhergehen werde, so Meyer.


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vg 17.10.2016