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Industrie 4.0 weiterhin mehr Idee denn Realität

Die Mehrheit der deutschen Unternehmen steht den Themen Digitalisierung, Vernetzung und Industrie 4.0 noch sehr zurückhaltend gegenüber. Die meisten sind weit davon entfernt, das Innovationspotenzial des Internet der Dinge für die Beschaffung ihres Unternehmensbedarfs auszunutzen. Dagegen können die wenigen Best-Practice-Unternehmen ihren Entwicklungsfortschritt auf diesem Gebiet weiter ausbauen.

Das sind Ergebnisse einer gemeinsamen Studie von Prof. Holger Müller, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig), und Prof. Ronald Bogaschewsky, Universität Würzburg. An der Befragung nahmen zwischen November 2016 und Februar 2017 insgesamt 262 Unternehmen aus Industrie, Dienstleistungsgewerbe, Handel und öffentlichen Institutionen teil.

Beschaffung & Logistik oft nicht intelligent vernetzt und automatisiert

Holger Müller, Professor für Supply Chain Management an der der HTWK Leipzig: "Das Internet der Dinge macht es möglich, Waren bei Bedarf automatisch zu bestellen und zu liefern. (...) Für den privaten Alltag mag das unheimlich klingen, aber für Unternehmen verbirgt sich darin ein enormes Potenzial, Kosten zu reduzieren und – was viel wesentlicher ist – die für sie wesentlichen Beschaffungsmärkte und Lieferketten strategisch zu bearbeiten. Doch vor allem kleine und mittelständische Unternehmen kämpfen aktuell noch mit der Digitalisierung der operativen Abwicklungsprozesse im Einkauf und beschäftigen sich – wenn überhaupt – nur in ersten Ansätzen mit der intelligenten Vernetzung im Sinne von Industrie 4.0."

In der Studie zeigte sich, dass nur 14 Prozent der befragten Unternehmen die einfachen Bestellprozesse schon komplett automatisiert haben. Von den verbleibenden Unternehmen gab aber fast die Hälfte an, dass sie aus diesen Basisprozessen keine Wertschöpfung für das Unternehmen ziehen.

Durchgehende Digitalisierung bisher kaum zu finden

"Damit setzt sich zunehmend durch, dass der Einkauf nicht auf Besteller reduziert werden darf – sein Wert liegt in der Gestaltung und Steuerung von weltweiten Lieferketten sowie der Beziehungen und Partnerschaften zu Lieferanten", so Müller. Doch auf dieser höheren Stufe ist eine durchgehende Digitalisierung bisher kaum zu finden. Beispielsweise geben über 60 Prozent der Befragten an, mit ihren Lieferanten in Fragen des Qualitätsmanagements ausschließlich traditionelle Kommunikationswege (Telefon, Fax, E-Mail) zu nutzen. Und nur drei Prozent der Unternehmen sehen sich in der Lage, Risiken in der Versorgungskette durch intelligente Suchalgorithmen identifizieren zu können.

Der Einkauf als Bindeglied zwischen Unternehmen spielt eine entscheidende Rolle bei der Vernetzung innerhalb der Industrie 4.0. Die Befragung zeigt, dass hier noch ein weiter Weg zu gehen ist.  "Dieser Weg kann nur gelingen, wenn im Unternehmen alle Funktionen im Wertschöpfungsprozess inklusive des Einkaufs als gleichberechtigte Partner zusammenarbeiten und mit den notwendigen Ressourcen ausgestattet werden", sagt Müller.

Die Studie 'Digitalisierung, Vernetzung, Industrie 4.0 in Einkauf & Supply Chain Management – heute und morgen' wurde im Auftrag des Deutschen Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) durchgeführt und vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ) sowie dem Software-Unternehmer Allocation Network unterstützt.


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vg 15.03.2017