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OWM: WDR-Gesetz gefährdet Gattung Hörfunk

In Nordrhein-Westfalen haben die Landtagsfraktionen von SPD und Grüne bei den Beratungen zur Novellierung des WDR-Gesetzes einer Reduzierung der Werbezeiten in den Radiowellen des WDR zugestimmt. Bis 2019 soll die Radiowerbung im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland von derzeit 90 bei drei werbeführenden Wellen auf 60 Minuten bei nur noch einer Welle herunter gefahren werden. Der Beschluss ist heute (27.1.) im Landtag ratifiziert worden.

Anstatt die Mischfinanzierung erst in der endgültigen Validierung des Rundfunkbeitrags und mit Vorlage des KEF-Berichts auf Basis des Rundfunkstaatsvertrags einvernehmlich mit den anderen Staatskanzleien zu erörtern, strebt Nordrhein-Westfalen damit nun einen Alleingang an.

Joachim Schütz, Geschäftsführer der Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM), kritisiert: "Sowohl nationale Unternehmen wie auch der regionale Mittelstand nutzen die Gattung Radio gleichermaßen für ihre Markenkommunikation. Mit der beschlossenen schrittweisen Reduzierung der verfügbaren Werbezeit schädigt die NRW-Landesregierung alle werbenden Unternehmen im bevölkerungsreichstem Bundesland."

Gefährdung der Gattung Radio

Doch die Entscheidung schade nicht nur den werbenden Unternehmen auf nationaler wie auf regionaler Ebene, sondern schwäche auch die Gattung Hörfunk insgesamt. Die OWM habe bereits 2012 in ihrer Hörfunkstudie nachgewiesen, dass frei werdende Werbegelder bei einer Reduzierung nicht in Richtung Privatradio, sondern zugunsten anderer Werbemöglichkeiten aus dem Hörfunk abfließen würden. Diese Gelder kommen demnach insbesondere den digitalen Werbeformen zugute.

Schütz: "Radio bleibt nur dann als relevantes Werbemedium zukunftsfähig, wenn die Kampagnen ein Mindestmaß an Reichweite erzielen. Aber die Gattung Radio steht schon jetzt unter Druck. Wenn Radio als Werbemedium bei Kunden und Agenturen weiter Relevanz verliert, stellt diese Entscheidung mittelfristig auch für die privaten Radioanbieter eine Existenzbedrohung dar."

Freiwerdende Budgets wandern ins Internet oder werden eingespart

Der Beschluss erweist der gesamten Radiogattung, auch den privaten Radiosendern, einen Bärendienst, meint Elke Schneiderbanger, Geschäftsführerin der ARD-Werbung Sales & Services und zuvor langjährige Geschäftsführerin von Radio NRW: "In einem Jahr, in dem Radio im harten Wettbewerb mit den anderen Mediengattungen nur mit zurückhaltenden Erlöserwartungen operiert, den Werbekunden massiv essentielle Werbeflächen zu entziehen, offenbart eine gefährliche Unkenntnis des Marktes. Die größte Konkurrenz für die Umsätze der privaten und öffentlich-rechtlichen Radiosender ist das Internet.
Freiwerdende Budgets wandern daher im Zweifel zu Google & Co oder werden eingespart."

Private Radiosender: VPRT begrüßt die Entscheidung 

Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT) begrüßt im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Sendern die  Entscheidung der Regierungskoalition in Nordrhein-Westfalen, die Radiowerbung des WDR stufenweise an das NDR-Modell anzupassen.

Klaus Schunk, Vorsitzender des Fachbereiches Radio und Audiodienste im VPRT: "Mit der Verabschiedung des WDR-Gesetzes hat die NRW-Regierungskoalition eine wichtige Weichenstellung für eine bessere Ausgewogenheit im dualen System vorgenommen, die auch für andere Bundesländer richtungsweisend ist. Sie setzt damit eine langjährige VPRT-Forderung um, die mit Augenmaß die Korrektur von Fehlentwicklungen im dualen Radiosystem auf die politische Agenda gesetzt und dabei immer auch die Interessen der Gattung Radio insgesamt berücksichtigt hat." Es sei ein wichtiger Beitrag zu mehr Gerechtigkeit im Wettbewerb von öffentlich-rechtlichen und privaten Radioveranstaltern geleistet worden, "der der Gattung Radio auch in NRW nicht schaden, sondern den Lokalfunk stabilisieren wird".


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vg 27.01.2016