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Industrie 4.0: Deutschland kann zum Leitmarkt werden

Deutschland könnte 2030 zum Leitmarkt und Leitanbieter für Industrie 4.0 werden. Die industrielle Produktion und die Ausbildung von Facharbeitern und Ingenieure sind Weltklasse. Doch es fehlt an Wagniskapital, Internettechnologien und innovativen Geschäftsmodellen, konstatiert die Projektgruppe Internationaler Benchmark, Zukunftsoptionen und Handlungsempfehlungen für die Produktionsforschung (INBENZHAP). 

Handlungsempfehlungen für den Produktionsstandort Deutschland

Die Arbeitsgruppe hat 44 Handlungsempfehlungen formuliert, um Deutschlands digitale Souveränität zu wahren und das Land neben China und den USA zum Leitanbieter und Leitmarkt für Industrie 4.0 zu machen.

Neben technischen Problemen adressiert die Arbeitsgruppe auch organisatorische und gesellschaftliche Herausforderungen. So müsse etwa die Akzeptanz der Bevölkerung für neue Technologien gefördert werden. Datentreuhänder könnten dazu über die Nutzung personalisierter Daten wachen. Auch sollte das Bildungssystem konsequenter neue Kompetenzen vermitteln, etwa in den Bereichen Datenschutz oder Datenanalyse. Gefordert seien digital mündige Bürgerinnen und Bürger, die die Vorteile und Risiken der Digitalisierung erkennen und bewerten können. Angesichts der demografischen Entwicklung müssten auch die 50-Jährigen stärker eingebunden werden, die dank digitaler Assistenzsysteme länger als bisher am Berufsleben teilhaben können.

Neue Formen der Zusammenarbeit über Firmengrenzen hinaus wichtig

Notwendig seien auch neue Formen der Zusammenarbeit über Firmengrenzen hinaus, etwa offene Schnittstellen und Kollaborationsplattformen für den sicheren Austausch industrieller Daten. Empfohlen wird auch eine Reform des Schutzes von geistigem Eigentum mit klaren Richtlinien für den Anteil an Erfindungen in Crowdsourcing-Netzwerken und an automatisch generierten Daten.

Um Deutschlands technologische Souveränität zu sichern, sollten Schlüsselkomponenten von Industrie 4.0 wie Sensorik oder Internettechnologien auch in Deutschland entwickelt werden. Auch müssten die Stärken Deutschlands international besser vermarktet werden. In vielen asiatischen Märkten stehe die Marke Industrie 4.0 bereits für hochwertige und innovative Produktionstechnologie. Ein Label, das den sehr guten ökologischen Fußabdruck von Industrie 4.0 Made in Germany dokumentiert, könnte weitere Wettbewerbsvorteile schaffen.

Industrie 4.0 Strategien weltweit unterschiedlich

Basis der Prognose ist ein internationaler Vergleich sieben führender Industrienationen. In rund 150 Interviews mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Unternehmen und anderen Stakeholdern untersuchte die Arbeitsgruppe die Umsetzung von Industrie 4.0 in weltweit 13 Ländern und der Europäischen Union.

Die Gespräche zeigten, dass regional ganz unterschiedliche Strategien für die vernetzte Zukunft existieren. Während Deutschland unter der Marke Industrie 4.0 auf innovative und intelligente Produktionstechnologien vor allem für industrielle Kunden setzt, konzentrieren sich demnach US-amerikanische Firmen auf disruptive Geschäftsmodelle und die Bedürfnisse der Konsumenten. Chinesische Unternehmen setzen pragmatisch auf die Anwendung ausgereifter Technologien und auf strategisch wichtige Schlüsseltechnologien. Japan und Südkorea wollen möglichst schnell neue Märkte erobern und bauen bereits heute große Smart Factories auf.

INBENZHAP ist ein gemeinsames Projekt des Heinz Nixdorf Instituts der Universität Paderborn, des Werkzeugmaschinenlabors (WZL) der RWTH Aachen und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt ist 2011 gestartet und wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut. INBENZHAP schließt an die Arbeit des von acatech koordinierten Arbeitskreises Industrie 4.0 an, der im April 2013 seinen Abschlussbericht an Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben hatte.

Die 44 Handlungsempfehlungen finden Sie hier.


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vg 24.06.2016