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Familienunternehmen: Standort Deutschland verliert Attraktivität

Deutschland ist als Standort für Familienunternehmen immer weniger beliebt. Elf der im Rahmen der 'Länderindex Familienunternehmen' untersuchten 18 Industriestaaten schneiden in diesem Standortvergleich besser ab. Deutschland landet auf Rang 12 und kann sich damit nur im hinteren Mittelfeld platzieren. Die besser positionierten Standorte sind meist kleinere Staaten West- und Nordeuropas. Diese liegen entweder seit der erstmaligen Erhebung des Ländervergleichs 2006 bereits vorne - wie die Schweiz, Finnland und Dänemark -, oder sie haben sich über die Jahre nach vorne gearbeitet - wie die Niederlande oder Luxemburg.

Auch der östliche Nachbar Tschechien hat Deutschland 2016 erstmals in seinen Standortqualitäten überholt, wie die im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erstellte Studie zeigt. Tschechien verdankt seine bessere Platzierung demnach vor allem einer deutlich geringeren Steuerbelastung und günstigeren Energiepreisen.

Fortschritte im Bereich Unternehmensfinanzierung

"Deutschland muss als Standort differenziert betrachtet werden. Im Vergleich zu 2006 können wir in einzelnen Bereichen große Fortschritte vorweisen, zum Beispiel im Bereich Unternehmensfinanzierung. Hier übernehmen wir im Gegensatz zu früher einen Spitzenplatz in der EU", erklärt Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Brun-Hagen Hennerkes, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Familienunternehmen.

Auf den anderen vier Feldern Steuern, Arbeitskosten/Produktivität/Humankapital, Infrastruktur sowie Energie stagniert Deutschland. Teilweise hat es sich gegenüber 2014 sogar verschlechtert.

Deutschland mit Nachholbedarf


Prof. Dr. Friedrich Heinemann, ZEW und einer der Autoren der Studie, warnt deswegen: "In der Steuerpolitik erweisen sich die Nachbarn als handlungsfähiger. Als Folge hieraus erodiert unsere steuerliche Wettbewerbsfähigkeit. Die bereits novellierte Erbschaftsteuer könnte zu einem weiteren Abrutschen im Steuer-Ranking führen." Inakzeptabel sei die mittelmäßige Positionierung Deutschlands in der Bildung. Durch die Flüchtlinge stellten sich ganz neue Herausforderungen in der Bildungspolitik. Der Schlüssel zur Bewältigung dieser Aufgabe liege in einer erfolgreichen Qualifikation einer möglichst hohen Zahl der Migranten.

Auch  aktuelle politische Entscheidungen könnten die Qualität des Standorts gefährden, meint Heinemann. So sei das geplante neue Zeitarbeitsgesetz nach dem Mindestlohn eine weitere Bürde für die Unternehmen. Auch die gute Lage der öffentlichen Haushalte und der Sozialversicherung werde durch eine Vielzahl von anstehenden Leistungsausweitungen in den Bereichen Rente, Gesundheit und Pflege in Frage gestellt.

'Länderindex Familienunternehmen'

Der Länderindex wird im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen seit 2006 alle zwei Jahre durch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim erhoben. Basis sind internationale und nationale Statistiken. Diese werden daraufhin geprüft, in welchem Umfang ein Standort für ein größeres Familienunternehmen des verarbeitenden Gewerbes innerhalb der EU und der USA attraktiv ist. Ausgegangen wird von einem Modell-Familienunternehmen mit 210 Millionen Euro Jahresumsatz. Untersucht werden die folgenden sechs Themengebiete: Steuern, Arbeitskosten/Produktivität/Humankapital, Regulierung, Finanzierung, Infrastruktur/Institutionen sowie Energie. Zu den einzelnen Themengebieten werden Subindizes erarbeitet, die in den Hauptindex einfließen. Die Studie finden Sie hier.


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vg 03.01.2017