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Trotz Fortschritt: Digitale Spaltung in Deutschland bleibt bestehen

Reisen stehen ganz weit vorne bei den Dienstleistungen, die die Deutschen häufig über das Internet buchen (Grafik: D21/Kantar)
Reisen stehen ganz weit vorne bei den Dienstleistungen, die die Deutschen häufig über das Internet buchen (Grafik: D21/Kantar)

Nach anfänglich geringer Dynamik steigt der Digitalisierungsgrad in Deutschland seit 2017 merklich an, dieses Jahr um drei Punkte im Vergleich zum Vorjahr. Auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten hat die deutsche Gesellschaft damit einen mittleren Indexwert von 58 Punkten erreicht.

Grund für den Zuwachs sind erstmals Steigerungen bei allen vier Subindizes: Zugang (+4 Punkte), Kompetenz (+3 Punkte), Nutzungsverhalten (+4 Punkte) und Offenheit gegenüber digitalen Themen (+1 Punkt). Das geht aus der jetzt von der Initiative D21 veröffentlichten Studie „D21-Digital-Index 2019/2020“ vor. Die von Kantar durchgeführte Studie liefert jährlich ein Lagebild zur Digitalen Gesellschaft.

Demnach sind derzeit 86 Prozent der deutschen Bevölkerung online - das ist ein Zuwachs von zwei Prozentpunkten. Vor allem das mobile Internet zeigt sich als Treiber, inzwischen nutzen es 74 Prozent der Bevölkerung (+6 Prozentpunkte). Nahezu jede Person zwischen 14 und 59 Jahren ist online, wobei gerade die älteren Generationen große Zuwächse bei der Internetnutzung verzeichnen: 81 Prozent der 60 bis 69-Jährigen und immerhin mittlerweile 52 Prozent der über 70-Jährigen sind online.

Bildungsgrad und Berufstätigkeit haben hohen Einfluss

Der D21-Digital-Index vereint verschiedene Nutzergruppen und -typen mit spezifischen Merkmalen in der Bevölkerung. Dabei ist im Vergleich zu den Vorjahren eine deutliche Verschiebung hin zur digitalsten der drei Gruppen zu beobachten. Die Gruppe der „Digital Abseitsstehenden“ schrumpft um drei Prozentpunkte auf 18 Prozent und umfasst damit noch ca. 11,5 Millionen Menschen. Die ehemals größte Gruppe, die „Digital Mithaltenden“, verkleinert sich von 42 auf 38 Prozent. Zum ersten Mal ist die Gruppe der „Digitalen VorreiterInnen“ mit 44 Prozent die größte (+7 Prozentpunkte). Rund 28 Millionen Menschen gehen somit offen und souverän mit den Anforderungen sowie den Errungenschaften der Digitalisierung um.

Nach wie vor haben Alter, Bildungsgrad und Berufstätigkeit einen deutlichen Einfluss: Auch wenn Teile der älteren Generationen aufholen, sind weiterhin die jüngeren Generationen digitalaffiner. Generell haben Berufstätige, insbesondere mit Schreibtischtätigkeit, einen höheren Indexwert als Menschen ohne Berufstätigkeit (46 zu 73). Höher Gebildete haben mit einem Indexwert von 71 einen deutlich höheren Digitalisierungsgrad als Menschen mit niedriger formaler Bildung (40). Menschen mit hoher und mittlerer Bildung sind zu über 90 Prozent online, mit niedriger Bildung nur zu 64 Prozent. Gering Gebildete laufen Gefahr, dauerhaft von gesellschaftlicher Teilhabe und Mitgestaltung ausgeschlossen zu werden.

Strukturwandel in Berufswelt deutlich spürbar

Jeweils knapp 40 Prozent der Berufstätigen sehen durch den digitalen Wandel einerseits neue Jobchancen, fast ebenso viele fühlen sich hingegen zunehmend unter Druck gesetzt. 43 Prozent geben an, dass sich durch die Digitalisierung ihre Arbeitsabläufe bereits spürbar verändert haben. Bei Personen mit einem Bürojob sind es sogar 58 Prozent. Dennoch sehen sich fast drei Viertel der Berufstätigen den aktuellen digitalen Anforderungen gewachsen. Personen mit überdurchschnittlichen Kenntnissen der Digitalisierung erkennen für sich einen höheren Bedarf, ihr Wissen weiter auszubauen. 78 Prozent der Berufstätigen sehen lebenslanges Lernen als zentralen Faktor für beruflichen Erfolg. 27 Prozent von ihnen empfinden dies als Belastung, bei gering gebildeten Personen sind es sogar zwei von fünf.

Dass deutsche Schulen aktuell die notwendigen Digitalisierungsfähigkeiten gerade im Hinblick auf internationale Konkurrenzfähigkeit vermitteln, glauben nur 36 Prozent aller Befragten.

Positive Erwartungen an die Digitalisierung

Aus Sicht der Befragten gibt es kaum Aspekte, die sich nicht bereits in drei bis fünf Jahren stark durch die Digitalisierung verändern werden. Diese Veränderungen bewerten sie großteils positiv. Am ehesten positiv sehen die Bürgerinnen und Bürger die erwarteten Veränderungen in den Bereichen Bildung (50 Prozent eher positiv) und Gesundheit (48 Prozent). Grundsätzlich zeigt sich: Je digitaler die Menschen heute sind, umso stärkere Auswirkungen durch die Digitalisierung erwarten sie und umso positiver ist ihre Einstellung dazu.


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(tor) 26.02.2020



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