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Entscheidungsfreiheit: Junge Talente lehnen Nudging klar ab

In welchem Umfang sollten Unternehmen Entscheidungen an KI delegieren? (Quelle: obs/Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e.V.)
In welchem Umfang sollten Unternehmen Entscheidungen an KI delegieren? (Quelle: obs/Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e.V.)

Sehen die Entscheidungsträger von morgen durch technologische Entwicklungen Einschränkungen ihrer Informations- und Entscheidungsfreiheit oder gar eine Bevormundung? Und wie beurteilen sie hierbei die Rolle von Künstlicher Intelligenz? Haben ältere Generationen bei ihren Entscheidungen zu kurzfristig gedacht und auf Kosten der jüngeren gelebt?

Zum siebten Mal führte das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen die Studie Voices of the Leaders of Tomorrow in Kooperation mit dem St. Gallen Symposium durch. Der Fokus der diesjährigen Studie lag auf dem Thema Human Freedom and Choice in the Light of Technological Change – menschliche Freiheiten und Entscheidungen unter Berücksichtigung des technologischen Wandels. Befragt wurden knapp 900 junge Talente aus dem Netzwerk des St. Gallen Symposiums.

Kritik an älteren Generation, Erwartungen an soziale Medien

Die jungen Nachwuchsführungskräfte fordern verantwortungsbewusstes Denken und üben deutliche Kritik an älteren Generationen: Sie kritisieren einen Freiheitsmissbrauch, der klar zu Lasten jüngerer Generationen geht. Sie beklagen insbesondere kurzfristiges Denken, Ausbeutung der Umwelt und einen zu starken Fokus auf Wirtschaftswachstum und den eigenen Wohlstand. Einer egozentrischen Interpretation von individueller Freiheit erteilen sie eine klare Absage.

Auch im Internet erwartet der junge Führungsnachwuchs mehr von Unternehmen. Viele halten es für angebracht, soziale Medien zu verpflichten, Fake News und Hassbotschaften zu zensieren und die Plattformen für Inhalte zur Verantwortung zu ziehen. Opt-In bei der Nutzung von persönlichen Daten sollte der Standard sein, sodass die Anwender die Hoheit über ihre Daten behalten.

Klare Kritik an neuen Technologien, die unsere Entscheidungsfreiheit einschränken

In neuen Technologien sehen die jungen Talente viele Vorteile, aber auch klare Schattenseiten. Fast zwei Drittel (65 Prozent) beklagen, dass ihr Smartphone ihre Konzentrationsfähigkeit untergräbt und ähnlich viele (62 Prozent) finden, dass ihr Smartphone ihnen zu viel ihrer eigenen Zeit raubt. Ebenfalls etwa zwei Drittel fühlen sich durch Algorithmen, die Online-Inhalte filtern, in ihrer Informations- und Entscheidungsfreiheit eingeschränkt. Die Nutzung ausgeklügelter technischer Voreinstellungen zur Beeinflussung einer individuellen Entscheidung – sogenanntes Nudging oder auch Choice Architecture – betrachten sogar drei Viertel der Leaders of Tomorrow als unfairen bis nicht tolerierbaren Eingriff in ihre eigene Entscheidungsfreiheit.

Delegation von Entscheidungen an KI hängt stark von der Art der Aufgabe ab

Dies bedeutet aber nicht, dass die Nachwuchskräfte die Nutzung künstlicher Intelligenz (KI) in Entscheidungsprozessen grundsätzlich ablehnen. Vielmehr erwarten sie bei verschiedenen Aufgaben in Unternehmen bessere Entscheidungen durch eine Einbindung von KI in Entscheidungsprozesse. Rund die Hälfte der Befragten hält den Einsatz von KI sogar bei sensiblen Themen wie Personalentscheidungen für sinnvoll und drei Viertel sehen durch den Einsatz von KI klare Vorteile in der Produktentwicklung. Die meisten wollen aber, dass der Mensch trotzdem das letzte Wort bei der Entscheidung hat.

"Den Leaders of Tomorrow ist es bei aller Offenheit für neue Technologien ein sehr wichtiges Anliegen, die menschliche Entscheidungsfreiheit gegen den wachsenden Einfluss von künstlicher Intelligenz und kommerziellen Interessen zu verteidigen", kommentiert Dr. Andreas Neus, Geschäftsführer des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen, eines der zentralen Studienergebnisse.


Der Studienbericht ist hier als Download verfügbar.



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(vg) 14.05.2020



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vg 14.05.2020