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Europäer schauen positiv in die eigene Zukunft, aber negativ in die Zukunft ihres Landes

Optimismus und Pessimismus bezüglich der eigenen Zukunft und der Zukunft des Landes in Europa (Quelle: Bertelsmann Stiftung)
Optimismus und Pessimismus bezüglich der eigenen Zukunft und der Zukunft des Landes in Europa (Quelle: Bertelsmann Stiftung)

Die Europäer sind persönlich optimistisch, blicken aber pessimistisch auf das eigene Land. Das zeigt die Eupinions-Studie Das Optimismus-Paradox der Bertelsmann-Stiftung. 58 Prozent der Befragten in den 27 EU-Ländern sehen ihre persönliche Zukunft optimistisch. Gleichzeitig sind sie aber pessimistisch, was die Zukunft ihres Landes betrifft. Dieses Optimismus-Paradox zieht sich durch alle sozialen Gruppen, Altersklassen und Länder.

65 Prozent der Deutschen optimistisch für eigene Zukunft

In Deutschland geben 65 Prozent der Befragten an, optimistisch auf die eigene Zukunft zu blicken, aber nur 44 Prozent sind optimistisch, was die Zukunft des eigenen Landes angeht. Nur in Spanien ist der Widerspruch zwischen persönlicher und gesellschaftlicher Erwartungshaltung ähnlich stark ausgeprägt wie in Deutschland.

Es gibt Länder wie Polen, deren Bevölkerung ähnlich optimistisch in die eigene Zukunft blicken (67 Prozent Optimisten bei 33 Prozent Pessimisten), und auch etwas positiver eingestellt sind bezüglich des eigenen Landes (48 Prozent Optimisten bei 52 Prozent Pessimisten). Es gibt jedoch auch Länder wie Frankreich, deren Bevölkerung düster auf die Zukunft des eigenen Landes blickt (31 Prozent Optimisten bei 69 Prozent Pessimisten) und gleichzeitig ausgesprochen negativ sind, was das eigene Leben betrifft (39 Prozent Optimisten bei 61 Prozent Pessimisten).

Je gebildeter, desto optimistischer


Ein Blick in die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen offenbart, dass die 16- bis 35-Jährigen deutlich optimistischer auf ihr eigenes Land schauen als die 46- bis 70-Jährigen. Studierende sind in Bezug auf ihr eigenes Leben und auf ihr Land ebenfalls optimistischer als der Durchschnitt. Generell gilt für alle Altersgruppen: Menschen mit einem hohen Bildungsniveau sind optimistisch bezüglich des eigenen Lebens, aber pessimistisch bezüglich des eigenen Landes.


Frauen schauen mehrheitlich optimistisch auf das eigene Leben, sind gleichzeitig deutlich pessimistischer, was die Zukunft des eigenen Landes betrifft als Männer. Besonders pessimistisch auf ihr eigenes Leben und auf ihr Land blicken Arbeitslose.

Anhänger rechtspopulistischer Parteien sind pessimistischer

Bei der Analyse zeigt sich darüber hinaus eine enge Verbindung zwischen dem persönlichen und gesellschaftlichen Pessimismus der Befragten und ihrer parteipolitischen Präferenzen. Die Anhänger rechtspopulistischer Parteien zeichnen sich durch ein besonders hohes Level an persönlichem und gesellschaftlichem Pessimismus aus.


Corona-Krise verstärkt voraussichtlich negativen Trend

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sind diese Ergebnisse in zweierlei Hinsicht relevant, schreiben die Studienautoren: Zunächst sei zu erwarten, dass sich die Aussichten auf die Zukunft des eigenen Landes eintrüben werden. Auch wenn die Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement der jeweiligen Regierung hoch sein sollte, dürfte sich der gesellschaftliche Pessimismus angesichts der persönlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen der Krise verstärken.

Zudem werde es schwieriger werden, die negativen Auswirkungen des Optimismus-Paradoxes politisch zu navigieren. Seit dem Beginn der Krise sei zu beobachten, wie ein übermäßiger Glaube an die eigene Kraft (Mir wird schon nichts passieren) gedämpft und ein schwacher Glaube an die Kraft der Gesellschaft gestärkt wurde (Jeder einzelne kann dazu beitragen, dass wir es gemeinsam schaffen). Was anfänglich im Shutdown gut funktionierte, erweist sich laut Studie in der Öffnung als fragiles Konstrukt und befeuere sowohl Proteste gegen die Krisenmaßnahmen als auch Unachtsamkeit mit den Verhaltensregeln in der Pandemie. Auch eine Schwächung in den Glauben an die gemeinschaftliche Kraft im Angesicht dieser Gesundheits-Krise sei zu erwarten.

Zur Studie geht es hier.



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(vg) 02.06.2020



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vg 02.06.2020