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Corona-Pandemie: Jeder vierten Brauerei droht die Insolvenz

Viele Brauereien leiden unter den Folgen der Corona-Krise (Quelle: DBB)
Viele Brauereien leiden unter den Folgen der Corona-Krise (Quelle: DBB)

Die deutsche Brauwirtschaft leidet unter dem Lockdown und der dadurch geschlossenen Gastronomie. Die Corona-Krise hat die gesamte Branche hart getroffen – Unternehmen jeder Größe melden Umsatzausfälle, Kurzarbeit und Entlassungen. Nach einer Branchenumfrage des Deutschen Brauer-Bundes (DBB), Berlin, sieht mittlerweile jede vierte Brauerei (25 Prozent) ihre Existenz gefährdet. Nach der aktuellen Betriebserhebung des DBB ist der Umsatz der Brauereien von Januar bis einschließlich März 2021 im Schnitt um 33 Prozent eingebrochen.

Besonders schwer getroffen sind laut der aktuellen Stichprobe des Verbandes Brauereien mit einem hohen Gastronomieanteil. Durch den kompletten Zusammenbruch des Fassbiermarktes beklagen Betriebe Umsatzrückgänge von in der Spitze bis zu 85 Prozent. Nur einer sehr geringen Zahl von Brauereien, die ihre Biere überwiegend oder ausschließlich über den Handel absetzt, gelang es, drastische Einbußen zu vermeiden. Generell aber könne der weitgehend stabile, in der Regel jedoch margenschwache Flaschenbierabsatz nicht annähernd "die schweren Verluste im Gastronomiegeschäft ausgleichen, aus dem die Brauereien traditionell einen Großteil der Wertschöpfung generieren und das deshalb für einen wirtschaftlichen Betrieb der Unternehmen erforderlich ist", so der Verband.

"Einbrüche dieser Dimension hat es seit Ende des Zweiten Weltkriegs in der deutschen Brauwirtschaft nicht gegeben", so Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. "Nach fast sechs Monaten Dauerlockdown sind das Gastronomiegeschäft und Teile des Exports vollends zusammengebrochen, eine Erholung des Marktes ist nicht in Sicht, weil jede Perspektive fehlt. Die Umsatzverluste der Braubranche summieren sich mittlerweile auf historische Größenordnungen."

In der neuen Stichprobe des Verbandes, die nicht repräsentativ ist, gaben fast 88 Prozent der Brauereien an, sehr stark (58 Prozent) oder zumindest stark (30 Prozent) von den Schließungen und Beschränkungen des Gastgewerbes betroffen zu sein. Befragt zu einer wahrscheinlichen zeitlichen Perspektive für die Wiedereröffnung der Außengastronomie gab die überwiegende Mehrheit der Brauereien den Monat Mai als erwarteten Termin an. 15 Prozent zeigten sich skeptischer und befürchten im Lichte der schleppenden Impfkampagne eine Verzögerung der Wiedereröffnung des Gastgewerbes bis mindestens Juni.

Kurzarbeit, Entlassungen, Investitionsstau, Existenzängste

Die Folgen des Gastro-Lockdowns und die dadurch bedingten Umsatzverluste schlagen auf alle Unternehmensbereiche in den Brauereien durch. Mehr als 85 Prozent der befragten Betriebe mussten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, vor allem im Außendienst. In vier von fünf Brauereien (79 Prozent) wurden aktuell anstehende und für die Zukunft wichtige Investitionen verschoben oder ganz gestrichen.

Ein knappes Drittel der Brauereien (32 Prozent) musste seit Beginn der Krise betriebsbedingte Kündigungen aussprechen. Aufgrund der Folgen der Pandemie klagt über ein Viertel der Brauereien (26 Prozent) über Engpässe bei der Beschaffung etwa von Flaschen, Bierkästen und Kartonagen. Andererseits sind auch Engpässe in der Produktion und bei der Belieferung des Handels mit Flaschenbier entstanden, wie 16 Prozent der Brauereien bestätigen.

Auf die Frage, welche Auswirkungen die Corona-Krise mittelfristig auf die deutsche Brauwirtschaft haben wird, zeigt sich die Branche in vielen Bereichen besorgt. Die meisten Betriebe (über 86 Prozent) befürchten künftig höhere Steuern und Abgaben zur Konsolidierung der Staatsfinanzen. Fast 84 Prozent der befragten Brauereien rechnen mit einem Verlust zahlreicher Absatzstätten im deutschen Gastgewerbe. Immerhin 73 Prozent der Befragten rechnen auch für die Brauwirtschaft mit einer deutlichen Zunahme der Zahl von Betriebsaufgaben und Insolvenzen. Von einem noch stärkeren Wachstum des Online-Handels und der Lieferdienste gehen 75 Prozent der Brauereien aus.

Alkoholfreie Varianten im Aufwind

Positiv zu werten ist, dass von mehr als 62 Prozent der befragten Betriebe ein verstärkter Trend zu alkoholfreien bzw. alkoholarmen Bieren erwartet wird. Alkoholfreie Biere hatten als einziges nennenswertes Segment im Krisenjahr 2020 ihren Marktanteil erhöht. Der Brauer-Bund geht davon aus, dass der Markt für Alkoholfreie weiter nachhaltig wachsen wird.

Staatliche Hilfen als unzureichend kritisiert

Knapp 73 Prozent der befragten Betriebe gaben in der DBB-Umfrage an, staatliche Hilfen beantragt zu haben. Die Überbrückungshilfe III haben fast 69 Prozent der Brauereien beantragt, aber bislang nur zu knapp drei Prozent auch ausbezahlt bekommen. Kurzarbeitergeld haben gut 64 Prozent vollständig wie beantragt erhalten – jeder fünfte Betrieb erhielt auch hier nur eine teilweise Zahlung. Noch schlechter sieht es bei der November- und Dezemberhilfe aus: Diese haben nur knapp 44 Prozent bzw. gut 31 Prozent der Betriebe vollständig wie beantragt erhalten.

Mit Blick auf die bisher von Bund und Ländern ergriffenen Hilfsmaßnahmen für betroffene Unternehmen kommen 75 Prozent der Befragten zu der Einschätzung, dass die Hilfen insgesamt nicht ausreichen.

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(vg) 15.04.2021



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