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Welchen Wert schafft der Online-Handel in Deutschland?

Welche volkwirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung hat der Online-Handel in Deutschland? Antworten auf diese Frage liefert die Studie Wertschöpfung im Onlinehandel der Universität zu Köln und dem IFH Köln. Analysiert werden unter anderem die Rolle des Online-Handels in Sachen Kundenbedürfnisse, Beschäftigung und Innovation sowie Nachhaltigkeitsfragen und die Auswirkungen des B2C-E-Commerce auf Filialnetze und den kleinbetrieblichen Fachhandel. Ddie unterschiedlichen Facetten der Wertschöpfung des Online-Handels werden in acht Kernthesen verdichtet.

"Online-Handel in Deutschland ist mittlerweile weit mehr als das Geschäft der reinen Onlinehändler – Multi-Channel-Handel ist die Regel. Die Wertschöpfung des Onlinehandels geht ebenso weit über die Frage nach Online versus Stationär hinaus. Unsere Studie zeigt, dass der Online-Handel Wert für Konsumentinnen und Konsumenten und Unternehmen schafft, als Innovationstreiber fungiert und den stationären Handel in vielerlei Hinsicht unterstützt", so Professor Dr. Werner Reinartz, Wirtschaftswissenschaftler der Universität zu Köln und Direktor des Instituts für Handelsforschung an der Universität zu Köln.

Die acht Thesen im Überblick

  1. Online-Handel schafft Wertschöpfung: Rund 13 Milliarden Euro direkte volkswirtschaftliche Wertschöpfung – also Nettobeitrag zum Bruttoinlandsprodukt – realisierte allein der B2C-Onlinehandel 2020. Das sind 12,7 Prozent Anteil an der Wertschöpfung des gesamten Einzelhandels. Wertschöpfung ist dabei definiert als der im Produktionsprozess geschaffene Mehrwert einer Branche. Auch indirekt werden Werte geschaffen: Sowohl das Dienstleistungsgewerbe – allen voran die Logistikbranche – als auch die Ebene der Hersteller und des Großhandels profitieren von der Wertschöpfung des Online-Handels. Die hohe Bedeutung des Online-Handels in der deutschen Wirtschaft spiegelt sich außerdem im Export, in Unternehmensgründungen und dem Innovationsgrad der Branche wider.
  2. Onlineshops der Multi-Channel-Händler stützen maßgeblich das Filialnetz der großen Filialisten: Betrachtet man die Umsätze der Top 15 Multi-Channel-Händler genau, zeigt sich: In den vergangenen Jahren werden die Umsatzzuwächse ausschließlich aus dem Online-Kanal generiert, während das stationäre Geschäft mit Frequenzverlusten und rückläufigen Umsätzen kämpft. Der Online-Handel ist damit maßgeblicher Bestandteil des Multi-Channel-Geschäfts. Die Filialen übernehmen zunehmend andere wichtige Funktionen im Kontakt mit den Kundinnen und Kunden.
  3. Plattformen stützen kleinbetriebliche Fachhändler: Hochrechnungen des IFH Köln gehen davon aus, dass in 2020 insgesamt 44 Prozent des Online-Handels allein auf Marktplätzen getätigt wird. Ein Grund: Die Zahl der Händler, die auf Marktplätzen aktiv sind, wächst deutlich und übersteigt längst die der Händler mit eigenem Onlineshop. Auch kleineren (Fach-)Händlern bieten Plattformen einen niedrigschwelligen Online-Hebel, der Sichtbarkeit erzeugt und Umsätze ermöglicht. Gleichzeitig steigt der Wettbewerb auf Plattformen für kleinere Händler durch den Preiswettbewerb, den Druck durch größere Anbieter und den Direktvertrieb durch Hersteller.
  4. Online-Handel ermöglicht kleinen Händlern globale Absatzmärkte zu erschließen: Die Exportquoten des Nonfood-Fachhandels liegen teilweise im zweistelligen Bereich und nehmen tendenziell zu. Allen voran bei Händlern aus den Bereichen Lederwaren und Kunst oder bei Antiquariaten. Auch der Handel mit Textilien landet mit 5,2 Prozent noch in den Top 10 der Exportquoten. Das heißt, der Online-Handel ermöglicht kleineren Händlern grundsätzlich, globale Absatzmärkte insbesondere auch über Plattformen zu erschließen. Dieser Effekt beschränkt sich jedoch vor allem auf Nischenmärkte.
  5. Online-Handel ist Innovationsmotor für die Handelsbranche: Der Online-Handel treibt mit seinem Innovationsverständnis den gesamten Handel. Viele neue Ideen in der Handelsbranche finden ihren Ursprung in der Digitalisierung und dem E-Commerce. Nicht zuletzt deshalb treibt der Online-Handel auch digitale Innovationen am Point of Sale im stationären Handel. Darüber hinaus bewerten Onlinekäufer:innen Innovationen im Online-Handel überwiegend positiv.
  6. Online-Handel schafft Beschäftigung: Der Online-Handel schafft Arbeitsplätze. Die Zahl der Beschäftigten im Online-/Versandhandel hat sich in den letzten zehn Jahren um plus 155 Prozent (Hochrechnung 2020) auf mehr als 233.000 erhöht – das entspricht einer Steigerung um 142.000 Beschäftigte und übersteigt damit den Zuwachs im Einzelhandel. Dabei schafft der Online-Handel sowohl Beschäftigung für Akademiker:innen als auch für Geringqualifizierte.
  7. Online-Handel deckt die Kundenbedürfnisse nach convenienter Versorgung: Der Online-Handel erfüllt grundlegende Konsumentenbedürfnisse nach Bequemlichkeit und Produktversorgung und ist bei den Konsumenten und Konsumentinnen fest im Alltag verankert. Rund 62 Prozent der Befragten geben an, durch den Online-Handel ihr Arbeits- und Privatleben besser vereinbaren zu können und 57 Prozent können sich ein Leben ohne Online-Handel nicht vorstellen. Convenience-Aspekte wie leichter Zugang zu Informationen, Zeitersparnis oder der Zugang zu Produkten aus dem Ausland sind Toptreiber für den Online-Handel. Er hilft zudem die Versorgungssicherheit in ländlichen Regionen sicherzustellen.
  8. Online-Handel ist nachhaltig(er) als sein Ruf: In der gesamten Konsumgüterwertschöpfungskette ist der Anteil der Handelsstufe an den CO2-Emissionen insgesamt, im Vergleich zu Produktherstellung, Nutzung und Entsorgung, überschaubar. Bei der Diskussion um die ökologischen Auswirkungen des Online-Handels liegt der Fokus meist auf der Auslieferung. Bei der Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette im Handel – das heißt inklusive Beschaffungslogistik, Lagerhaltung und Geschäft – zeigt sich jedoch: Bezüglich der CO2-Emissionen ist der Online-Handel nachhaltiger als sein Ruf. In den drei betrachteten Kategorien (FMCG, Bücher und Elektronikprodukte) verursacht der Online-Handel nur circa 25 bis 40 Prozent der CO2-Emissionen des stationären Handels. Aus Konsumentensicht wird allerdings der stationäre Handel mit knappem Vorsprung als die umweltfreundlichere Alternative wahrgenommen.

Die Studie finden Sie hier.

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vg 02.06.2021