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Familienunternehmen: Aufsichtsrat wenig weiblich, kaum digital-affin und selten international

Die Aufsichts- und Beiräte von Familienunternehmen in Deutschland fallen bei der Frauenquote hinter DAX-Unternehmen zurück. Während politischer und öffentlicher Druck in den Aufsichtsräten der DAX 30-Unternehmem mittlerweile für einen Frauenanteil von mehr als 33 Prozent gesorgt hat (auf Aktionärsvertreterseite), kommen Familienunternehmen lediglich auf durchschnittlich 18 Prozent. Das geht aus einer Analyse der Aufsichtsgremien von Familienunternehmen durch die Personalberatung Russell Reynolds Associates, Hamburg, hervor.

In 40 Prozent der Aufsichtsgremien der untersuchten 100 Familienunternehmen (repräsentativ über alle Sektoren und Größenordnungen) ist überhaupt keine Frau vertreten; 29 Prozent haben eine Frau, 21 Prozent zwei und zehn Prozent drei Frauen in den Aufsichtsrat gewählt. Unter den Familienunternehmen gibt es acht, die die Leitung des Aufsichtsrats einer Frau anvertraut haben, sechs von ihnen sind Mitglieder der Gründerfamilie. Mit zunehmender Umsatzgröße steigt allerdings der Frauenanteil. Bei einem Umsatz von 600 bis 900 Millionen Euro sitzt in der Mehrzahl der Familienunternehmen (65 %) keine Frau im Aufsichtsgremium; der durchschnittliche Frauenanteil in den Aufsichtsgremien liegt bei zwölf Prozent. Familienunternehmen, die einen Umsatz von über vier Milliarden Euro erzielen, können dagegen immerhin einen Anteil von durchschnittlich 21 Prozent vorweisen.

Rückstand auch bei Digitalisierungsexperten und Internationalität

Auch bei anderen wichtigen Kriterien für die Bewertung der Zusammensetzung von Aufsichtsgremien hinken die deutschen Familienunternehmen den großen börsennotierten Unternehmen hinterher. Nur zehn Prozent der Aufsichtsgremien der Familienunternehmen haben eine ausgewiesene Digitalisierungsexpertin oder einen Digitalexperten an Bord, beim DAX 30 sind es inzwischen 80 Prozent. 14 Prozent aller DAX 30-Aufsichtsräte verfügen über digitale Expertise, bei den Familienunternehmen sind es nur drei Prozent. Einen ähnlichen Rückstand gibt es bei der Internationalität der Aufsichtsgremien von Familienunternehmen im Vergleich zum DAX: Nur einer von zehn Aufsichtsräten kommt aus dem Ausland, im DAX sind es fast 30 Prozent.

Die Kontinuität ist in den Familienunternehmen allerdings bedeutend größer als bei DAX-Unternehmen: Vorstandsvorsitzende bzw. Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen sind im Schnitt drei Mal so lang im Amt wie im DAX.

Über die Studie

Die Studie basiert auf öffentlich zugänglichen biographischen Daten zu Vorstandsmitglieder/innen und Aufsichtsräten/innen der untersuchten Unternehmen. Die Daten wurden offiziellen Websites, Einladungen zu Hauptversammlungen, Geschäftsberichten, BoardEx und weiteren extern verfügbaren Quellen entnommen. Die Daten wurden bis zum Dezember 2020 erhoben. Es wurden 100 Aufsichtsgremien aus vier verschiedenen Branchen mit unterschiedlichen Jahresumsätzen analysiert.

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vg 16.08.2021