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Firmengeschichte: Verbraucher erwarten Selbstkritik

Ob NS-Vergangenheit oder Managementfehler: Mehr als zwei Drittel der Menschen in Deutschland erwarten von Traditionsunternehmen, dass sie Verantwortung für die eigene Geschichte übernehmen (69 Prozent) und darüber auch öffentlich kommunizieren (68 Prozent). Das geht aus einer bevölkerungsrepräsentativen Studie der Hochschule Pforzheim unter 1.004 Befragten hervor. Die Untersuchung ist eines der ersten Ergebnisse des neuen Center for History and Corporate Communication, an dem die Hochschule Pforzheim und die Universität Leipzig beteiligt sind. Es vereint Grundlagenforschung zur Geschichte des Kommunikationsberufsfelds und zu Unternehmensgeschichte als Gegenstand professioneller Kommunikation.
 
Für 66 Prozent der Befragten sind Unternehmen mit Tradition bei der Jobsuche besonders attraktiv. Als Kunden würden 45 Prozent das Produkt eines Traditionsunternehmens bevorzugen. Unternehmen mit Geschichte müssen sich aber andererseits auch Verbrechen, Skandalen und Katastrophen in der Vergangenheit stellen. Ein Unternehmen, das dieser Verantwortung nicht gerecht wird, käme für 44 Prozent der Befragten als Arbeitgeber nicht infrage und würde immerhin auch von 34 Prozent der Befragten beim Einkauf gemieden.

„Die Geschichte prägt die Identität von Traditionsunternehmen. Sie darf aber nicht nur mit Höhepunkten ins Schaufenster gestellt werden“, so Professor Dr. Felix Krebber von der Business School der Hochschule Pforzheim. „Viele Großunternehmen gehen heute verantwortungsvoll mit der eigenen Geschichte um und sind selbstkritisch – besonders bei der Aufarbeitung der Verstrickungen im Nationalsozialismus. Andere große Marken werden dieser Verantwortung bis heute nicht gerecht. “

Auch seien die Kaiserzeit oder Profite aus Ost-West-Geschäften auf den Geschichtsseiten der größten deutschen Unternehmen kaum Thema, auch wenn Unternehmen zu dieser Zeit bereits existierten. Die Gesellschaft erwarte zurecht, dass sich Unternehmen ihrer Verantwortung stellen, die eigene Geschichte durch unabhängige Historiker/-innen aufarbeiten zu lassen und über die Ergebnisse die Öffentlichkeit zu unterrichten, so der Kommunikationswissenschaftler.

Das Center for History and Corporate Communication ist einer Initiative der Günter-Thiele-Stiftung für Kommunikation und Management im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft in Kooperation mit der Universität Leipzig und der Hochschule Pforzheim. Es bündelt Forschung zur Geschichte des Kommunikationsberufsfelds sowie zur kommunikativen Vermittlung der Unternehmensgeschichte. Geleitet wird es von Prof. (em.) Dr. Günter Bentele (Universität Leipzig) sowie von Prof. Dr. Felix Krebber (Hochschule Pforzheim).


 



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tor 21.09.2021