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Quelle: Lai Leng Yiap/Fotolia

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Non-Food-Händler

Konsumenten verzichten bei Lieferengpässe oft auf den Kauf

Lieferengpässe, regulatorischen Erschwernisse und Kostensteigerungen durch Corona sorgen bei Non-Food-Händlern für erhebliche Schwierigkeiten. Bereits im Weihnachtsgeschäft verzeichneten Händler deutliche Umsatzausfälle durch die schlichte Nichtverfügbarkeit von Waren, wie eine Konsumentenbefragung der Strategieberatung Oliver Wyman, München, belegt. Die Folgen: Während im Lebensmittelhandel viele auf andere Produkte auswichen und zur Konkurrenz abwanderten, hat im Non-Food-Bereich ein erheblicher Anteil die geplanten Ausgaben ersatzlos gestrichen. Für die Befragung wurden mehr als 1.400 Konsumenten in Deutschland sowie über 500 weitere Konsumenten in Österreich und der Schweiz zu ihren Weihnachtseinkäufen und ihren Erwartungen und Konsumplänen für 2022 befragt. Die Befragung wurde im Dezember 2021 und im Januar 2022 durchgeführt.

So gab knapp die Hälfte (49Prozent) der Befragten in Deutschland an, dass ihre gewünschten Produkte nicht verfügbar waren. In diesem Fall verzichteten 31 Prozent der Enttäuschten auf den Kauf oder reduzierten zumindest ihre Ausgaben. Auch in den Nachbarländern zeigt sich ein ähnliches Bild: So gaben 54 Prozent der Befragten in Österreich und 56 Prozent in der Schweiz an, dass ein gesuchtes Produkt nicht verfügbar war.

Mit Blick auf die Nichtverfügbarkeit in verschiedenen Warengruppen liegen die Elektroartikel mit 40 Prozent der Nennungen vorne, gefolgt von Lebensmitteln und Getränken mit 28 Prozent, Spielwaren mit 25 Prozent und Textilien und Schuhen mit 22 Prozent. Zugleich trieb die Knappheit die Preise: 68 Prozent der Befragten nahmen diese als "spürbar gestiegen" wahr. 31 Prozent empfanden das stationäre Einkaufserlebnis in Corona-Zeiten zudem als "weniger schön" – und gaben dies als Grund für ihre Kaufzurückhaltung an. 19 Prozent nannten Sorgen um die Zukunft als spezifisches Hemmnis.

Chipkrise bremst den Absatz von Elektroartikeln

Bei Lebensmitteln griffen die Verbraucher laut der Umfrage häufig auf alternative Produkte zurück, wenn einzelne Artikel nicht verfügbar waren. Besonders hart traf der Verzicht die Händler von Elektroartikeln. Einer der Gründe für die Engpässe in der Elektronikindustrie ist die Chipkrise, die auch in Automobilwerken zu einem Produktionsstau führt.

"Eine Reihe von Einzelereignissen haben aufgrund der heutigen Globalität der Lieferketten das Gesamtsystem aus dem Gleichgewicht gebracht. Das bringt nun auch den deutschen Einzelhandel in Bedrängnis", sagt Jens Torchalla, Partner bei Oliver Wyman. "Insbesondere für traditionelle Händler haben sich Anpassungsdruck und -geschwindigkeit nochmals erhöht. Einige Unternehmen müssen ihr Geschäftsmodell zügig und umfassend überprüfen oder sogar restrukturieren, obwohl sie in normalen Zeiten noch mehrere Jahre gut und strategisch tragfähig aufgestellt gewesen wären."

Kostendruck durch Pandemiebekämpfung

Die kritische Lage der Händler setzt sich für Rainer Münch, Partner und Leiter der europäischen Praxisgruppe Handel und Konsumgüter bei Oliver Wyman, aus einem Dreiklang zusammen: Zu den Versorgungslücken durch Knappheit und gestörte Lieferketten kommen weitere pandemiebedingte Probleme. So treibt der Aufwand für Hygiene, Eingangskontrollen, Pandemiesicherheit der Mitarbeiter sowie das Vorhalten von Notfallplänen die Kosten. Drittens erschweren generelle Kostensteigerungen, etwa bei den Energiekosten oder Verbrauchsmaterialien wie Papier, das Geschäft.
Eine besondere Last tragen große Elektronikketten. Denn ihr Geschäftsmodell ist scharf kalkuliert und basiert auf Mengeneffekten – in Zeiten von Knappheit drohen die Warenströme an ihnen vorbeizufließen.

"Die Hersteller lenken bei Engpässen ihre Produkte in die profitabelsten Kanäle", erklärt Münch. "Es gelten plötzlich Gesetze wie im Luxussegment. Es entsteht eine Situation, in der plötzlich Smartphones und Spielkonsolen zu Quasi-Luxusgütern werden und einem selektiven Vertrieb unterliegen."

 

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vg 02.02.2022