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Supermarkt-Check

Schutz von Menschenrechten in den Lieferketten: Edeka ist Schlusslicht

Quelle: Nobilior/Fotolia

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Die deutsche Supermarktkette Edeka fällt beim Schutz von Menschenrechten in den Lieferketten ihrer Produkte weiter zurück. Das zeigt der Supermarkt-Check der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam, Berlin, für den öffentlich zugängliche Informationen in Nachhaltigkeitsberichten und auf den Websites der Supermärkte ausgewertet wurden. Die Supermärkte Aldi, Lidl und Rewe haben dahingegen Fortschritte beim Umgang mit Menschenrechten in ihren Lieferketten gemacht. Die zusätzlichen Punkte haben die Konzerne vor allem durch neue Unternehmensrichtlinien und mehr Transparenz erreicht. So veröffentlicht Lidl inzwischen alle Lieferanten entlang den Lieferketten für Bananen, Erdbeeren und Tee. Aldi, Rewe und Lidl haben zudem neue Leitlinien für Geschlechtergerechtigkeit veröffentlicht und engagieren sich in Pilotprojekten für existenzsichernde Löhne und Einkommen in den Anbauländern. Insgesamt erfüllen aber auch Aldi, Lidl und Rewe nur knapp 50 bis 60 Prozent der Kriterien, die für eine gute Menschenrechtspolitik notwendig wären.

Supermarkt-Check 2022: Internationaler Vergleich - Quelle: Oxfam (*beim letzten Supermarkt-Check war Asda noch Teil von Walmart)

Mit dem Supermarkt-Check analysiert Oxfam seit 2018 regelmäßig den Umgang von großen Einzelhandelskonzernen mit Menschenrechten in ihren Lieferketten. Dabei werden die Themen Transparenz, Arbeitnehmerrechte, der Umgang mit Kleinbäuer*innen und Frauenrechte unter die Lupe genommen. Seit dem ersten Check hat sich etwa Lidl von fünf auf 59 Prozent gesteigert, Rewe von einem auf 48 Prozent. Edeka hingegen erreicht auch beim diesjährigen Supermarktcheck nur elf Prozent der möglichen Punkte.

Tim Zahn, Oxfam-Experte für Wirtschaft und Menschenrechte: "Für einen ganzen Tag Arbeit erhalten Beschäftigte in Costa Rica bei einem Ananas-Zulieferer von Edeka beispielsweise nur 4,50 Euro – ein Lohn weit unter dem Existenzminimum."

Edeka bezieht Stellung

Edeka hat zu den Vorwürfen bereits Stellung bezogen. So sagt ein Sprecher des Lebensmittelhändlers gegenüber markenartikel-magazin.de: "Der Schutz von Arbeits- und Menschenrechten in den Lieferketten hat für uns eine sehr hohe Priorität. Wir bauen unser soziales Engagement seit Jahren aus und arbeiten kontinuierlich an Verbesserungen. Daher weisen wir die aktuellen Vorwürfe von Oxfam deutlich zurück."
 
Beim Supermarkt-Check handle es sich nicht um eine objektive Studie. Bewertet werde nur die Außendarstellung eines Unternehmens, nicht aber das wirkliche Engagement. Ein Edeka-Sprecher: "Wir stehen mit Oxfam im Austausch und haben Oxfam mehrfach ausführlich über unsere Aktivitäten informiert. Wir bedauern sehr, dass diese Informationen kaum berücksichtigt und zum Teil sogar falsch dargestellt wurden. Die Bewertung von Oxfam spiegelt daher nicht unser tatsächliches Engagement wider." Das Thema existenzsichernde Löhne spiele zum Beispiel in der aktuellen Projektphase des gemeinsamen Bananenprojekts in Ecuador und Kolumbien mit dem langjährigen Partner WWF "eine entscheidende Rolle". Und man setze alle Anforderungen um, die im Rahmen des 2023 in Kraft tretenden Lieferkettensorgfaltsgesetzes an das Unternehmen gestellt werden. "Unser Hauptfokus liegt aktuell darauf, in unserem Unternehmensverbund alle erforderlichen Strukturen und Prozesse zu etablieren bzw. weiterzuentwickeln, um diesen Anforderungen jederzeit gerecht zu werden. Wir werden auch unseren Transparenzpflichten umfassend nachkommen und bereiten dazu aktuell alle erforderlichen Daten und zusätzliche Informationen auf", so der Edeka-Sprecher. Und er ergänzt: "Generell gilt: Für Edeka ist und bleibt es ein wichtiges Anliegen, an einer dauerhaften Verbesserung der Arbeitsbedingungen in unseren Lieferländern weltweit mitzuwirken. (...) Die Einhaltung der Menschenrechte und geltender Gesetze, etwa hinsichtlich Arbeitsbedingungen oder Entlohnung, ist zwingend erforderlich, um Edeka beliefern zu können."


 

 

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vg 07.04.2022