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Sanktionen gegen russische OligarchInnen treffen auch von ihnen geleitete Unternehmen - Quelle: DIW Berlin 2022

Sanktionen gegen russische OligarchInnen treffen auch von ihnen geleitete Unternehmen - Quelle: DIW Berlin 2022

Ukraine-Krieg

Persönliche Sanktionen gegen Oligarchen haben auch wirtschaftliche Folgen

Persönlichen Sanktionen gegen russische Oligarch:innen betreffen auch die von ihnen geleitete Unternehmen. Das zeigt eine Analyse der Abteilung Makroökonomie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Sie beschäftigt sich mit den Sanktionen, die die Europäische Union am 23. Februar gegen 42 russische Oligarch:innen ausgesprochen hat. Demnach verloren russische Unternehmen mit sanktionierten Oligarch:innen im Vorstand in den Tagen nach der Ankündigung der Sanktionen über 30 Prozent ihres Werts an der Börse, russische Unternehmen ohne sanktionierte Vorstände hingegen nur 19 Prozent.

Nicht weniger deutlich ist laut DIW Berlin der Unterschied bei den Aktienrenditen: Diese fielen bei Unternehmen mit sanktioniertem Führungspersonal um etwa elf Prozentpunkte stärker als bei Unternehmen ohne sanktionierte Vorstände. Für die Studie untersuchten die Autor:innen 25 Unternehmen, davon 18 mit sanktioniertem Führungspersonal. Für die Liste konnten dabei nur Unternehmen untersucht werden, die an ausländischen Börsen registriert sind, da die Börse in Moskau kurz nach Kriegsbeginn geschlossen wurde. Für die Studie wurden die erwartbaren Renditen mit den beobachteten in den ersten vier Tagen nach Verkündung der Sanktionen verglichen, um die Marktwertverluste abzuschätzen.

Hintergründe und Aussicht

Der Grund für diesen Effekt ist laut DIW Berlin unklar.

"Handelspartner und Investor:innen können von den Sanktionen abgeschreckt werden", vermutet Co-Autorin Franziska Bremus. "Ebenso kann es sein, dass sanktionierte OligarchInnen Zeit aufbringen müssen, um Vermögen zu sichern – und sich so weniger für ihre Vorstandstätigkeit engagieren können."

"In der Forschung ist umstritten, ob Sanktionen das Handeln der sanktionierten Staaten beeinflussen", sagt Co-Autorin Franziska Bremus. "Unsere Untersuchung zeigt, dass persönliche Sanktionen auch ökonomische Auswirkungen über die Vermögen der Sanktionierten hinaus haben können."

Auch wenn die Durchsetzung der Sanktionen gegen Einzelpersonen nach wie vor aufgrund von Informationslücken und rechtlichen Unsicherheiten schwierig ist, habe sich allein die Ankündigung der Sanktionen negativ auf die betroffenen Unternehmen ausgewirkt.

"Besonders wichtig ist nun, dass die EU, Großbritannien und die USA ihre Sanktionslisten harmonisieren", so Bremus. "So könnten Unsicherheiten beim Umgang mit Sanktionierten verhindert und Schlupflöcher gestopft werden." Dies stärke letztlich auch die Glaubwürdigkeit der Maßnahmen.

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sl 31.05.2022