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Quelle: Nobilior/Fotolia

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Kapitalrendite und Schwankungsbreite

Das ist das Erfolgsrezept langlebiger Konzerne

Welche Firmen überleben jahrzehntelang? Dieser Fragen sind Forscher der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und der spanischen Universität Jaume I im Rahmen der Studie Survival and the Ergodicity of Corporate Profitability nachgegangen. Sie werteten mit Methoden, die der statistischen Physik entlehnt sind, die 500 langlebigsten US-Konzerne aus, darunter Apple, Procter & Gamble oder Johnson & Johnson. Die Firmen sind alle mindestens 25 Jahre alt. Wie haben sie es geschafft, so lange zu überleben?

"In allen Branchen außer dem Bankwesen haben langlebige Unternehmen zwei Kriterien gemeinsam: Zum einen erwirtschaften sie eine langfristige Gesamtkapitalrendite von durchschnittlich etwa neun Prozent", sagt Erstautor Philipp Mundt von der Uni Bamberg. "Zum anderen dürfen sie dabei in der Schwankungsbreite ihrer Profitabilität langfristig nicht mehr als sechs Prozent pro Jahr überschreiten."

Die Kapitalrendite ist eine Kennzahl, die aussagt, wie effizient ein Unternehmen sein Kapital einsetzt, um Gewinn zu erzielen. Das heißt zum Beispiel: Eine Firma, der 100 Millionen Euro Kapital zur Verfügung stehen und die damit neun Millionen Euro Gewinn pro Jahr erzielt, erwirtschaftet eine Kapitalrendite von neun Prozent. Die zweite entscheidende Kennzahl ist die Schwankungsbreite, die besagt, wie stark die Kapitalrendite eines Unternehmens schwankt. Überschreitet sie langfristig sechs Prozent im Jahr nicht, scheint dies bei entsprechender Kapitalrendite von neun Prozent ausreichend zu sein, um langfristig am US-Markt zu bestehen.

Vergleich mit Deutschland und anderen Ländern

In der Studie haben sich die Forscher auf die USA konzentriert. Mittlerweile habe man auch erste Zahlen aus Deutschland, Frankreich und Japan ausgewertet, die deutlich niedriger als in den USA ausfallen. Warum die Durchschnittswerte in diesen drei Ländern geringer sind, ist noch nicht erforscht. In Deutschland liegen die Kapitalrendite und deren Schwankungsbreite bei langlebigen Konzernen wie VW, Siemens oder Bayer circa ein Drittel unter denen in den USA, in Japan sogar unter der Hälfte der US-Werte.

Momentan wird auch die historische Perspektive langlebiger Konzerne untersucht.

"Nach unseren vorläufigen Auswertungen kann man unsere Ergebnisse auf sehr lange Zeiträume übertragen – sowohl in den USA als auch in Deutschland", sagt Mishael Milaković von der Universität Bamberg. "Die Kapitalrendite und deren Schwankungen bleiben für langlebige Konzerne sogar in globalen Krisenzeiten sehr stabil, beispielsweise in der Langen Depression der 1870er-Jahre oder in der globalen Finanzkrise von 2007 bis 2009."

Einzig während der Großen Depression der 1930er habe es deutliche negative Abweichungen in der Kapitalrendite großer Konzerne gegeben, die ansonsten historisch überraschend stabil geblieben sei. Die Forschenden rechnen damit, dass sie die Ergebnisse der genannten Folgestudien voraussichtlich 2023 veröffentlichen.

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vg 06.07.2022