ANZEIGE

ANZEIGE

Handel sieht Digitalisierung als Chance, neue Services etablieren sich aber nur langsam

73 Prozent der deutschen Handelsunternehmen halten sich beim Thema Digitalisierung für Nachzügler (Quelle: Bitkom)
73 Prozent der deutschen Handelsunternehmen halten sich beim Thema Digitalisierung für Nachzügler (Quelle: Bitkom)

Der Handel in Deutschland sieht sich mit großen Herausforderungen konfrontiert – und die Digitalisierung ist eine der größten. Mehr als sieben von zehn deutschen Handelsunternehmen (73 Prozent) halten sich beim Thema Digitalisierung für Nachzügler und nur 23 Prozent für Vorreiter und Gestalter. 65 Prozent der Unternehmen geben an, die Digitalisierung sei generell eine große Herausforderung für sie – und 71 Prozent haben große Probleme, Mitarbeiter mit digitalen Fachkenntnissen zu finden.

Das hat eine repräsentative Befragung des Digitalverbands Bitkom von 504 stationär und online tätigen Groß- und Einzelhändlern in Deutschland ergeben. Demnach sehen trotz der wahrgenommenen Hindernisse immerhin 72 Prozent der Händler in der Digitalisierung grundsätzlich eine Chance für ihr Unternehmen.

Jedes vierte Unternehmen handelt ausschließlich offline

66 Prozent der Handelsunternehmen verkaufen ihre Produkte sowohl stationär als auch online. 25 Prozent verkaufen ausschließlich stationär und sechs Prozent ausschließlich im Internet. Diejenigen Händler, die auch online verkaufen, erzielen damit erhebliche Umsätze: So geben vier von zehn Unternehmen (41 Prozent) an, 30 bis 50 Prozent des Gesamtumsatzes stamme aus dem Internetgeschäft, 37 Prozent generieren so zehn bis 30 Prozent ihres Umsatzes und immerhin acht Prozent der befragten Unternehmen erwirtschaften mehr als die Hälfte ihres Umsatzes online.

Fast jedes Handelsunternehmen hat heute eine eigene Website (98 Prozent). Jedes dritte (35 Prozent) macht bei Verkaufsplattformen wie Amazon oder Ebay auf sich aufmerksam, jedes vierte (26 Prozent) hat eine Präsenz in sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder Twitter. 13 Prozent verfügen über einen Eintrag auf Bewertungsplattformen, mit Influencern arbeiten dagegen nur sehr wenige Händler (1 Prozent) zusammen.

Schneller Versand wird zum Standard

Bei den digitalen Services im Online-Handel ist vor allem der schnelle Versand weit verbreitet: Mehr als jede zweite Handelsunternehmen (56 Prozent), das im Netz Geschäfte macht, bietet einen Versand am gleichen Tag an, 17 Prozent sogar innerhalb von einer oder zwei Stunden. Click & Collect, also das Abholen einer Online-Bestellung in einer Filiale, ist bei 53 Prozent der Händler verfügbar. Um den Kunden ein möglichst genaues Bild der Produkte zu vermitteln, setzt jeder Zehnte (12 Prozent) auf Bilder und Bewertungen anderer Käufer. Sieben Prozent tun dies bereits mit Hilfe von Augmented Reality oder Big Data. Jeder fünfte Händler (19 Prozent) gibt an, den Einsatz dieser Technologien in der nächsten Zeit zu planen oder zumindest intern zu diskutieren.

Mehrheit der Geschäfte bietet den Kunden WLAN

Im stationären Einzelhandel ist das bargeldlose Bezahlen mit Karte mit 98 Prozent fast überall möglich. Sieben von zehn Geschäften (70 Prozent) bieten außerdem WLAN für die Kunden an. 22 Prozent haben eine App mit einem Bonusprogramm, weitere 20 Prozent informieren über Tablet-PCs in ihrem Laden über Produkte und Sonderangebote. Kaum verbreitet sind hingegen Virtual-Reality-Brillen (1 Prozent). Allerdings planen oder diskutieren vier Prozent deren Anschaffung, drei Prozent der stationären Händler denken außerdem über die Einführung von Service-Robotern nach.

Sieben von zehn Geschäften bieten den Kunden WLAN (Quelle: Bitkom)

45 Prozent der Unternehmen investieren 2019 mehr in Digitalisierung

Online wie offline wollen viele Handelsunternehmen außerdem weiter in die Digitalisierung investieren: 19 Prozent sagen, die Investitionen in diesem Bereich werden 2019 im Vergleich zu 2018 stark zunehmen. 26 Prozent sagen, die Investitionen nehmen eher zu. Nur acht Prozent investieren weniger, bei 42 Prozent bleibt die Summe 2019 gleich hoch wie im Vorjahr.

"Umso mehr Wege die Händler nutzen, ihre Kunden anzusprechen und umso bessere Services sie anbieten, desto eher können sie auf dem umkämpften Markt bestehen – das gilt für den Online-Handel ebenso wie für Ladengeschäfte", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. So sind auch 62 Prozent aller befragten Händler der Meinung, der Handel in den Innenstädten müsse sich neu erfinden. 81 Prozent sind sich sicher, dass On- und Offline-Handel miteinander verschmelzen werden. 86 Prozent befürchten jedoch auch, dass die Digitalisierung insgesamt das Händlersterben beschleunigen wird.

Handel sucht Fachkräfte mit Digitalkompetenz

Viele Unternehmen wollen für die Digitalisierung neue Mitarbeiter einstellen. 28 Prozent wollen ihren IT-Bereich in den kommenden fünf Jahren personell aufstocken, 21 Prozent stellen im Verkauf und zehn Prozent im Bereich Logistik neu ein. In der Verwaltung sind am ehesten Einschnitte zu erwarten: 19 Prozent der Unternehmen sagen, hier bis 2024 Mitarbeiter entlassen zu wollen. 

71 Prozent der Unternehmen sagen, sie hätten große Probleme, Mitarbeiter mit digitalen Fachkenntnissen zu finden - dieses wird als noch größere Herausforderung wahrgenommen als die Digitalisierung an sich (65 Prozent). Schwierigkeiten bereiten ebenfalls die Suche nach Fachkräften und Mitarbeitern mit nicht-digitalen Kompetenzen (59 Prozent), die steigenden Ausgaben für die Miete (53 Prozent) oder die Konkurrenz durch andere Wettbewerber (29 Prozent).

Abschreckend wirken für viele die Datenschutzvorgaben. 98 Prozent sagen, der Aufwand hierfür sei der größte Nachteil, den die Digitalisierung mit sich bringe. 86 Prozent der Unternehmen bemängeln außerdem hohe Investitionskosten, 64 Prozent befürchten den Verlust des persönlichen Kontakts zum Kunden.

Die Kasse ist ein Auslaufmodell

In die Zukunft schaut der Handel jedoch insgesamt optimistisch, und er sieht zahlreiche Innovationen kommen: So glauben 19 Prozent, dass im Jahr 2030 Verkaufsroboter durch Geschäfte führen werden. 39 Prozent halten dann Warenlieferungen per Drohne für verbreitet und jeder Zweite (50 Prozent) geht davon aus, dass Geschäfte 24 Stunden am Tag, sieben Tage pro Woche geöffnet haben. Fast acht von zehn Händlern (77 Prozent) sehen den Abschied von der Kasse gekommen: Sie gehen davon aus, dass das Bezahlen in vielen Geschäften automatisch abläuft.



zurück

(vg) 24.09.2019



zurück

vg 24.09.2019