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Challenges of Nations

Klimaschutz ist langfristiges Problem, Inflation und Integration sind akute Aufgaben

Die Deutschen sehen den Klimaschutz als Hauptaufgabe der Gegenwart und der Zukunft - Quelle: NIM 'Challenges of Nations'

Die Deutschen sehen den Klimaschutz als Hauptaufgabe der Gegenwart und der Zukunft - Quelle: NIM 'Challenges of Nations'

Was beschäftigt die Menschen im Zeitalter der Multikrise? Welche Aufgaben sind heute und in den nächsten fünf bis zehn Jahren besonders dringend zu lösen? Für die neue Ausgabe der Studie Challenges of Nations hat das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM), Nürnberg, repräsentativ 8.008 Menschen in acht Ländern befragt. Die Befragung wurde im Zeitraum 25.04.2023 bis 11.05.2023 von GfK durchgeführt. Eine Besonderheit der Studie ist die offene Fragestellung: Den Befragten wird kein Antwortkatalog vorgelegt. Sie antworten spontan und ohne Beeinflussung, damit auch solche persönlichen Ansichten Gehör finden, die in der öffentlichen Diskussion nicht so präsent sind.

Vor allem die Themen Preis- und Kaufkraftentwicklung sowie Zuwanderung bzw. Integration gehören zu den Aufgaben, die aus Sicht der Menschen in Deutschland akut zu lösen sind. Offenbar gehen viele Personen jedoch davon aus, dass diese Herausforderungen bald bewältigt werden. Denn fragt man die gleichen Menschen nach den dringendsten Aufgaben für die nähere Zukunft, spielen diese Themen eine deutlich geringere Rolle. Das einzige Thema, das in den Augen der Befragten stabil an Relevanz beibehalten wird, ist der Umwelt- und Klimaschutz: 45 Prozent der Deutschen denken, dass die Klimaproblematik auch in zehn Jahren zu den dringendsten gesellschaftlichen Aufgaben zählt. Auch international nennen die Menschen den Schutz von Umwelt und Klima am häufigsten, wenn es um die großen Herausforderungen der Zukunft geht.

Inflation, Überalterung, Sicherheit: Sorgen der Menschen unterscheiden sich in den Ländern

Auf diese Weise ist ein Stimmungsbild entstanden, das einige weitere Überraschungen parat hält. So scheint sich in Deutschland beim Thema Migration in Folge des Ukrainekriegs erstmals eine Abkopplung von Zuwanderung und der Sorge davor abzuzeichnen. Während die Migrationswellen Anfang der 90er-Jahre und 2015 große Bedenken auslösten, hat die Ankunft von circa einer Million Schutzsuchenden aus der Ukraine 2022 laut der Studie nicht zu einem hohen Migrations-Sorgenwert geführt.  

Der Bevölkerungsrückgang, die schwindenden Geburtenraten und die damit verbundenen Konsequenzen für Altersversorgung und Sozialsysteme haben für die Deutschen derzeit nur eine geringe Problem-Priorität. Für die Zukunft verliert dieses Thema sogar noch weiter an Relevanz. Ganz anders sieht die Situation in Japan aus, wo die Bevölkerung im Schnitt noch älter ist als in Westeuropa. Die Überalterung und die niedrige Geburtenrate gehören dort auch zu den am dringendsten empfundenen gesellschaftlichen Problemen, ohne Aussicht auf eine kurzfristige Lösung.

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Zum Befragungszeitpunkt im April und Mai 2023 befanden sich die Industrieländer fest im Griff hoher Inflationsraten. So ist es wenig verwunderlich, dass das Thema über alle in der Studie vertretenen Länder hinweg Platz 1 im Sorgenranking einnimmt. Besonders häufig wurde das Problem in Frankreich (57 Prozent) und England (70 Prozent) genannt. 30 Prozent der Briten glauben, dass diese Herausforderung auch in den nächsten zehn Jahren noch aktuell sein wird. In den USA, Brasilien und Südafrika sorgen sich die Menschen dagegen überdurchschnittlich stark um Sicherheit und Kriminalität. 

Mehr Probleme und unterschiedliche Perspektiven der Generationen

Ein Trend zeichnet sich in allen Gesellschaften und Bevölkerungsschichten gleichermaßen ab: Die Anzahl der genannten Probleme ist im Vergleich zur Challenges-of-Nations-Befragung vor fünf Jahren stark gestiegen, von durchschnittlich 2,2 auf 5 genannte zu lösenden Aufgaben. Dabei sehen die Menschen in Südafrika und Brasilien die meisten Herausforderungen. Auf der anderen Seite der Skala stehen die Japaner, die im Schnitt die geringste Zahl dringender Aufgaben nennen. Zudem findet sich im Gegensatz zu früheren Wellen der Studie nicht mehr das eine große nationale Problem, an dem mit vereinten Kräften gearbeitet werden kann. Stattdessen verteilt sich die Aufmerksamkeit von gesellschaftlichen Gruppen auf mehrere Herausforderungen.

"Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass sich Gesellschaften weiter ausdifferenzieren. Politik und Wirtschaft stehen vor der schwierigen Aufgabe, auf die vielen Krisen zu reagieren und gleichzeitig die unterschiedlichen Bedürfnisse und Prioritäten der verschiedenen Gruppen unter einen Hut zu bringen", meint Dr. Andreas Neus, Co-Autor der Studie und Geschäftsführer des NIM.

Problemwahrnehmung ist mehr eine Generationenfrage als eine von Einkommen oder Geschlecht

Interessanterweise spielen die demografischen Merkmale Einkommen und Geschlecht nur eine geringe Rolle bei der Wahrnehmung gesellschaftlicher Probleme. Deutliche Unterschiede zeigen sich jedoch bei den verschiedenen Altersgruppen. So sehen zum Beispiel die 60- bis 69-Jährigen beim Thema Zuwanderung den größten Handlungsbedarf, während für jüngere Bevölkerungsgruppen Bildungswesen und Arbeitsmarkt wesentlich wichtiger sind. Die Problemwahrnehmung ist also viel stärker eine Frage des Alters als eine der anderen soziodemografischen Merkmale. Einig sind sich die verschiedenen Altersgruppen jedoch bei der Dringlichkeit der Herausforderung Klimaschutz – dabei handelt es sich also nicht um ein reines Jugendthema.

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vg 13.12.2023