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Start-ups

Deutsche Start-up-Szene weiter im Sinkflug, aber Boom im Bereich KI

Quelle: Sven Baehren/Fotolia

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Sechs Milliarden Euro sammelten Jungunternehmen hierzulande im vergangenen Jahr ein. Das sind 39 Prozent weniger im Vergleich zum Jahr 2022, als 9,9 Milliarden Euro in die Start-ups flossen, und 65 Prozent weniger als im Rekordjahr 2021, als die Investitionssumme bei 17,4 Milliarden Euro lag. Auch die Anzahl der Finanzierungsrunden reduzierte sich 2023 im Vergleich zum Vorjahr: 861 Deals bedeuten 15 Prozent weniger Abschlüsse als 2022 (1.008). Das zeigt das Start-up-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Die Studie basiert auf einer Analyse der Investitionen in deutsche Start-ups (= Unternehmen, die nicht älter als zehn Jahre sind).

Die Zahlen erklären sich auch durch den Rückgang großer Deals von mehr als 100 Millionen Euro: Waren es im Jahr 2022 noch 19 Mega-Investments, sank die Zahl auf acht Großfinanzierungen im vergangenen Jahr. 2021 waren sogar 33 derartig große Finanzierungsrunden gezählt worden.

Hoffnung macht laut der Meldung allerdings unter anderem der Blick in die Halbjahreszahlen: So lag das Finanzierungsvolumen im zweiten Halbjahr mit rund 3,0 Milliarden Euro nur noch geringfügig niedriger als im ersten Halbjahr (knapp 3,1 Milliarden Euro).

Dr. Thomas Prüver, Partner bei EY: "Investoren agieren nach wie vor sehr zurückhaltend und legen ihr Geld selektiv an. Das Umfeld ist geprägt durch Inflation, hohe Zinsen, die schwierige geopolitische Weltlage und eine schwache Konjunkturentwicklung. Um auch in diesen schwierigen Zeiten an frisches Kapital zu kommen, reichen für Jungunternehmen gute Ideen allein nicht mehr aus. Solide und gut durchdachte Geschäftsmodelle in Verbindung mit realistischen Umsatzprognosen und der Aussicht auf Profitabilität sind in den Augen der Geldgeberinnen und Geldgeber aktuell das A und O."

Laut Prüver hat die derzeitige Finanzierungsflaute auch etwas Gutes. Die Start-ups, die heute entstehen, wachsen und frisches Geld erhalten, haben die erste Bewährungsprobe schon bestanden und sich als widerstandsfähig erwiesen, sagt er. Etliche Start-ups hätten im vergangenen Jahr gezeigt, dass es durchaus möglich war, große Investitionssummen zu erhalten, erklärt Prüver.

So konnte die KI-Schmiede Aleph Alpha aus Baden-Württemberg im November 463 Millionen Euro an Risikokapital sammeln. Damit geht die größte Finanzspritze des Jahres zum ersten Mal seit 2019 und erst zum zweiten Mal seit Erhebungsbeginn nicht nach Berlin. Jungunternehmen aus der Hauptstadt sind vier Mal in den Top-10-Finanzierungsrunden des Jahres vertreten, ebenso häufig wie Start-ups aus Bayern. Komplettiert wird die Liste von einem Unternehmen aus Hamburg.

Start-up-Hauptstadt Berlin verliert deutlich Marktanteile

Dass der Vorsprung Berlins momentan schmilzt, zeigt sich auch bei den Investitionen insgesamt. Zwar erhielten Berliner Start-ups auch 2023 das meiste Kapital, mit fast 2,4 Milliarden Euro war es allerdings weniger als halb so viel wie noch vor einem Jahr. Berlins Marktanteil fällt von 50 auf nur noch 39 Prozent. Bayerische Start-ups erhielten etwas mehr als 1,7 Milliarden Euro, das sind zwar gut 600 Millionen Euro weniger als im Vorjahr, dennoch steigt ihr Marktanteil von 24 Prozent im Jahr 2022 auf aktuell 29 Prozent. Als einziges der Top-3-Bundesländer erhielten Start-ups in Baden-Württemberg 2023 mehr Risikokapital als im Jahr zuvor: Mit Zuflüssen von 736 Millionen Euro steht für 2023 damit ein Marktanteil von zwölf Prozent zu Buche (2022: sieben Prozent).

Boom bei KI-Start-ups

Nicht nur regional betrachtet gibt es zum Teil deutliche Unterschiede, wie gut Deutschlands Jungunternehmen sich in diesen wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten schlagen. So bleiben Energie-Start-ups mit Einnahmen von 998 Millionen Euro nur knapp unter dem Niveau des Vorjahres. Ähnlich stabil steht der Bereich E-Commerce da, hier wurden im vergangenen Jahr 633 Millionen Euro investiert und damit nur zwei Millionen Euro weniger als 2022.

Dem Topthema Künstliche Intelligenz geschuldet gab es das größte Investitionsvolumen bei Software-Start-ups: Etwas mehr als zwei Milliarden Euro flossen im vergangenen Jahr in diesen Bereich – 1,2 Milliarden Euro und somit 38 Prozent weniger als noch 2022. Während das Investitionsvolumen im Subsektor Saas (Software as a Service) sich mit einem Rückgang von 1,9 Milliarden auf 918 Millionen Euro fast halbierte, ging es im Subsektor Künstliche Intelligenz kräftig aufwärts: Das Investitionsvolumen stieg von 220 auf 943 Millionen Euro, die Zahl der Deals erhöhte sich dabei allerdings nur leicht: von 55 auf 61 Finanzierungsrunden.

Deutlich weniger Geld wurde in den Bereichen Mobility (538 Millionen Euro, minus 60 Prozent), Fintech (499 Millionen Euro, minus 62 Prozent) und Health (445 Millionen Euro, minus 50 Prozent) investiert.

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sl 18.01.2024