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Achim Truger ist seit März 2019 Mitglied des Sachverständigenrates Wirtschaft. Seit April 2019 ist er an der Universität Duisburg-Essen Professor für Sozioökonomie, Schwerpunkt Staatstätigkeit und Staatsfinanzen - Quelle: Bettina Engel-Albustin

Achim Truger ist seit März 2019 Mitglied des Sachverständigenrates Wirtschaft. Seit April 2019 ist er an der Universität Duisburg-Essen Professor für Sozioökonomie, Schwerpunkt Staatstätigkeit und Staatsfinanzen - Quelle: Bettina Engel-Albustin

Wirtschaft

Prof. Dr. Achim Truger: "Im Ausland traut man der Marke Deutschland viel mehr zu"

Der Wirtschaftsweise Prof. Dr. Achim Truger spricht mit uns in markenartikel 1-2/24 über die wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik, Möglichkeiten, um die akute Krise zu bekämpfen und die Weichen für die Transformation zu stellen, und die Gefahr, den Standort Deutschland kaputt zu reden.  

markenartikel: Die deutsche Wirtschaft befindet sich derzeit in einer schwierigen Phase. Die Prognosen scheinen allesamt wenig optimistisch. Auch im internationalen Vergleich macht die hiesige Wirtschaft derzeit keinen guten Eindruck. Was sind die Hauptgründe für die aktuellen Probleme?

Achim Truger: Die Prognosen sind leider wirklich nicht günstig. Wir haben als Sachverständigenrat im vergangenen November für 2023 eine reale Schrumpfung des Bruttoinlandsproduktes um 0,4 Prozent und für 2024 nur eine schwache Erholung mit einem Wachstum von 0,7 Prozent vorhergesagt – bei einigen Abwärtsrisiken. Tatsächlich sieht es für 2024 nun eher noch etwas schlechter aus. Einige Forschungsinstitute sehen bereits eine Schrumpfung auch im Jahr 2024. Die Schwäche lässt sich gut erklären: Die Energiekrise mit der starken Gasverknappung nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat zu drastischen Preisanstiegen geführt, die Unternehmen und Konsumenten weiterhin schwer belasten. Hinzu kommt, dass die Europäische Zentralbank und andere Zentralbanken zur Inflationsbekämpfung massiv die Zinsen erhöht haben. Viele Staaten weltweit haben unter diesen Faktoren zu leiden, weshalb das außenwirtschaftliche Umfeld schwach ist.

markenartikel: Und Deutschland hat hier besodners zu leiden?

Truger: Deutschland ist mit seiner exportstarken und besonders von der energiekostenintensiven Industrie geprägten Wirtschaft sowie einer zuvor besonders großen Abhängigkeit von russischen Energielieferungen besonders betroffen, weswegen die Prognosen auch im internationalen Vergleich entsprechend schlecht sind. Die deutsche Wirtschaft leidet in den Nachwehen der Corona-Krise also vor allem akut unter den Folgen der Energiekrise. An dieser Diagnose sollte dann auch die wirtschaftspolitische Therapie ansetzen. Leider werden die akuten Probleme von manchen vernachlässigt. Stattdessen wird ein allgemeines strukturelles Krisenlamento angestimmt. Damit wird man aber nicht weiterkommen, wenn man die akuten Probleme ignoriert.

markenartikel: Was sollten bzw. können Unternehmen jetzt konkret tun, um den Strukturwandel zu meistern und um die Zukunftsfähigkeit der deutschen Markenwirtschaft zu sichern?

Truger: Ich bin ja weder Unternehmer noch Unternehmensberater. Meine Kompetenz liegt auf gesamtwirtschaftlichem Gebiet. Mit geht es vor allem um Optionen und Vorschläge für die Wirtschafts- und Finanzpolitik und nicht um vermeintlich kluge Ratschläge von außen für die Unternehmen. Aber es ist klar, dass die Unternehmen angesichts von Konjunktur und anstehender digitaler und klimapolitischer Transformation vor massiven Herausforderungen stehen und Anpassungsfähigkeit beweisen müssen. Was mich optimistisch stimmt, ist, wie flexibel viele Unternehmen in der Corona- und Energiekrise schon agiert und sich den Herausforderungen gestellt haben. Wenn die Wirtschaftspolitik dann noch die richtigen Maßnahmen hinbekommt, wird die deutsche Wirtschaft die aktuelle Schwäche erfolgreich überwinden. Dazu gehört auch, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und nicht den Standort Deutschland schlecht oder gar kaputt zu reden.

markenartikel: Wie meinen Sie das?

Truger: Verstehen Sie mich nicht falsch, natürlich will ich, dass Probleme offen benannt werden, sonst kann man sie nicht lösen. Mich wundert nur manchmal, wie konjunktur- und stimmungsabhängig die Einschätzungen über den Standort sind. Gestern noch Top-Noten, heute plötzlich angebliches Totalversagen. Ich habe den Eindruck, im Ausland traut man der 'Marke Deutschland' viel mehr zu als im Inland. Ohne ein positives Selbstbild wird es schwierig.

Wo er auch die Politik in der Pflicht, um die Unternehmen zu entlasten und das Wirtschaftswachstum zu fördern und wieso er eine Repriorisierung der Finanzpolitik für wichtig hält, ölesen Sie im kompletten Interview in markenartikel 1-2/24. Interesse? Dann schreiben Sie uns eine Maoil und sichern Sie sich die aktuelle Ausgabe. 

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vg 12.02.2024