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Dexit

Deutscher EU-Austritt hätte gravierende wirtschaftliche Folgen

Quelle: Denys Rudyi/Fotolia

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Ein Austritts Deutschlands aus der Europäischen Union (EU) hätte gravierende Konsequenzen. Das ergibt eine Studie des WIFO - Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Wien, im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), Berlin. Kein anderes Land wäre demnach stärker betroffen als Deutschland. Aktuell erhält Deutschland für jeden Euro, der in die EU eingezahlt wird, rund zwölf Euro an Wirtschaftskraft und Einkommen zurück, so die Studienautor:innen. Bei einem Austritt aus der Europäischen Union (EU) könnte das Realeinkommen langfristig um 137 bis 276 Milliarden Euro schrumpfen, im mittleren Szenario um gut 200 Milliarden Euro.

Pro Kopf betrüge der Schaden dabei fast 2.500 Euro pro Person, heißt es weiter. Kurzfristig sei damit zu rechnen, dass die Schäden noch gravierender, nämlich doppelt so hoch ausfielen. Die finanziellen Konsequenzen des Einzelnen würden sich dabei auf bis zu 5.000 Euro pro Person erhöhen. Damit wäre der Einbruch des Realeinkommens in keinem anderen Land höher als in Deutschland, so das Fazit.

Die Analyse, die unter der Leitung von WIFO-Chef Professor Gabriel Felbermayr durchgeführt wurde, zieht Vergleiche zu den Effekten des Brexits auf das Vereinigte Königreich. Sie stützt sich auf die tatsächlichen Auswirkungen des Brexits und zeigt, dass die Effekte vor dem Bruch mit der EU korrekt vorhergesagt wurden. Die Studienautor:innen warnen, dass die deutschen Exporte in die EU-Staaten stark abnehmen würden, während der Handel mit Drittstaaten die Verluste nicht ausgleichen könnte.

Wirtschaftlicher Vorteil der EU pro Kopf etwa 2.430 Euro

Insgesamte betrage der wirtschaftliche Vorteil der EU in Deutschland pro Kopf im Mittel circa 2.430 Euro pro Jahr, dabei belaufen sich die jährlichen Nettozahlungen an den Haushalt der EU auf weniger als ein Zehntel dieses Beitrages. Importe und Exporte von Gütern würden um knapp 20 Prozent einbrechen, was zu einem Rückgang der realen Wertschöpfung in der Industrie um durchschnittlich sieben Prozent führen würde. Besonders betroffen wären die Branchen Metalle, Kunststoffe, Chemie und Lebensmittel.

Auch im Dienstleistungshandel würde der deutsche Handel mit EU-Staaten deutlich zurückgehen. In vielen Sektoren wird mit Rückgängen von über 20 Prozent gerechnet. Insgesamt würde die reale Wertschöpfung in allen Dienstleistungsbranchen fallen, wobei der Effekt im Vergleich zur Industrie weniger stark ausfallen würde. Der Agrarsektor wäre besonders stark betroffen, mit einem Verlust an realer Wertschöpfung zwischen 5,8 und 10,2 Prozent.

INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben: "Man kann Geldverschwendung, Ineffizienzen und Bürokratie in der EU kritisieren, aber unter dem Strich ist nun wissenschaftlich erwiesen: Kein Land profitiert so von der EU wie Deutschland."

Die Studie Brexit - Kein Vorbild für Deutschland des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Köln, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Demnach würde ein Dexit nicht nur Milliarden Euro Wertschöpfung kosten, sondern auch Millionen Arbeitsplatze in der Bundesrepublik vernichten.
 

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vg 28.05.2024