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Bekleidung: Für verbesserte Arbeitsbedingungen mehr zahlen

Der Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch ist bei vielen nach wie vor präsent – doch hat sich die Einstellung der Konsumenten nach dieser Katastrophe verändert? Nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit wären sieben von zehn Konsumenten bereit, mehr Geld für Bekleidung zu zahlen, wenn sich dadurch die Arbeitsbedingungen in den produzierenden Ländern verbessern würden. In Schweden wären sogar acht von zehn Bürgern dazu bereit, in Japan dagegen sind es nur halb so viele. Dies ist das Ergebnis einer international durchgeführten Studie vom Marktforschungsinstitut Ipsos, bei der über 12.000 Personen aus 16 Ländern befragt wurden.

Erreicht der Aufpreis auch sein Ziel?

Doch es besteht Skepsis darüber, ob der so erwirtschaftete Ertrag auch tatsächlich die Bedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter verbessern würde: Weltweit sind nur 39 Prozent der Verbraucher davon überzeugt, in Deutschland ist es nur ein Drittel und in Norwegen sogar nur jeder Fünfte.

Nur 13 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass die Arbeiter in den Textilfabriken, meist im fernen Osten ansässig, vernünftig bezahlt werden, neun von zehn Deutschen sind dagegen der Ansicht, dass die Arbeiter dort ausgebeutet werden. Die Verbraucher in Japan haben eine andere Sichtweise: 29 Prozent dort empfinden die Arbeiter als vernünftig bezahlt, nur etwas mehr als die Hälfte (56%) ist der Meinung, dass sie ausgebeutet werden.

Der Verbraucher hat die Macht

Vier von zehn Deutschen ergreifen selbst die Initiative und boykottieren manche Marken, weil sie mit der Art und Weise, wie die Kleidung hergestellt wird, nicht einverstanden sind. Mit diesem Engagement liegen sie über dem weltweiten Durchschnitt von 38%, in Italien ist sogar mehr als die Hälfte der Bürger derart konsequent (56%).

Erneut sind es die Japaner, die anders darüber denken: Nur 16 Prozent der Verbraucher dort boykottieren den Kauf bestimmter Marken. Dennoch sind sechs von zehn Japanern (58%) der Meinung, dass die Arbeiter in den Textilfabriken ausgenutzt werden. Doch auch dieser Wert liegt deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt von 84 Prozent, in Deutschland teilen sogar 90 Prozent diese Ansicht.

Die Frage der Verantwortung für die Arbeiter ist nicht eindeutig

Wenn, wie in Bangladesch im April geschehen, eine Textilfabrik einstürzt – wer ist dann zur Verantwortung zu ziehen? In Deutschland ist die Hälfte der Verbraucher der Meinung, dass die Unternehmen, die die Kleidung dort herstellen lassen, sich um die Arbeiter kümmern, weltweit denkt so nur ein Viertel, in Norwegen sogar nur jeder Zehnte.

Bei einem Unfall sehen zwei Drittel der Deutschen dann auch eher die Verantwortung bei den Unternehmen, die diese Fabriken für die Produktion anmieten (64%, weltweit 61%) als bei den Architekten, Baufirmen bzw. der Regierung (51%, weltweit 42%).

Ungeachtet dessen schätzen nur jeweils elf Prozent der Deutschen die Arbeitsbedingungen in den Fabriken als gut und sicher ein (weltweit 22 bzw. 20%). 

Qualität statt Quantität ist keine wirkliche Alternative für Verbraucher

Billige Preise, viel Auswahl und dafür die Arbeitsbedingungen der Arbeiter ignorieren? Für 44 Prozent der Deutschen ist dies das Mittel der Wahl, damit liegen sie knapp über dem globalen Durchschnitt von 41 Prozent. Südkorea verfolgt diese Strategie mit 76 Prozent Zustimmung am konsequentesten, in Spanien dagegen lehnen drei Viertel der Verbraucher dieses Verhalten ab.

Zusammenfassend schreibt Ipsos, dass sich die deutschen Verbraucher über die schlechten Arbeitsbedingungen im Klaren sind, die in Ländern wie Bangladesch und Indien in den Textilfabriken herrschen. Sie sehen auch die Unternehmen, die dort produzieren, in der Verantwortung, ein wirklicher Ruck ist jedoch noch nicht durch die Verbraucher gegangen, denn das würde auch bedeuten, selber verzichten zu müssen. 

Die Ergebnisse stammen aus einer Ipsos-Umfrage, die zwischen dem 7. und 21. Mai 2013 in 16 Ländern über das Ipsos Online Panel durchgeführt wurde. Etwa 1000 Personen wurden pro Land befragt, mit Ausnahme von Argentinien, Belgien, Polen, Südkorea und Schweden, wo die Stichproben etwa bei 500 lagen.


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vg 04.07.2013