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Global Entrepreneurship Monitor 2023/24

Deutschland entwickelt sich zum Gründerland, Verschiebung bei Gründungsmotiven

Quelle: Lukas Blazek/Unsplash

Quelle: Lukas Blazek/Unsplash

Laut dem aktuellen Länderbericht des Global Entrepreneurship Monitor (GEM) entwickelt sich Deutschland immer mehr zu einem Gründungsland. Seit 2019 steigt demnach die Anzahl der Gründer:innen hierzulande (mit Ausnahme einer Corona-Delle in 2020 und 2021) deutlich an. Der GEM ermöglicht einen räumlichen und zeitlichen Vergleich der Gründungsquoten, Gründungsmotive und Gründungseinstellungen in der Gesamtbevölkerung. Seit 1999 werden in Deutschland und in über 50 weiteren Ländern entsprechende Daten erhoben. Seit 2018 untersucht das RKW Kompetenzzentrum in Eschborn im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gemeinsam mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover das Gründungsgeschehen in Deutschland in Form einer jährlichen repräsentativen Bevölkerungsbefragung sowie einer Befragung von Gründungsexpert:innen.

Die Gründungsquote für Deutschland lag im Jahr 2023 bei 7,7 Prozent. Das ist der zweithöchste Wert der seit 1999 jährlich erhobenen GEM-Datenreihe. Die GEM-Gründungsquote wird als Anteil derjenigen 18- bis 64-Jährigen definiert, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen. Dabei haben Gründungspersonen in Deutschland häufig studiert. Der Anteil von Hochschulabsolvent:innen an den Gründungspersonen war 2023 in Deutschland mehr als doppelt so hoch als ihr Anteil in der Gesamtbevölkerung.

Gendergap bleibt bestehen

Ein weiteres Ergebnis: In Deutschland werden immer häufiger junge Menschen unternehmerisch aktiv. Die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen wies 2023 mit 13,3 Prozent die stärksten Gründungsaktivitäten auf, dicht gefolgt von der jüngsten im GEM betrachteten Altersgruppe, den 18- bis 24-Jährigen, mit 11,0 Prozent. In Deutschland hat sich die Gründungsquote in der jüngsten Altersgruppe von 2017 (3,4 Prozent) bis 2023 mehr als verdreifacht. Diesen Positivtrends gegenüber steht laut der Meldung des RKW Kompetenzzentrums allerdings immer noch der Gendergap, denn das Gründungsgeschehen in Deutschland ist nach wie vor von Männern dominiert (Gründungsquote der Männer 2023: 9,3 Prozent; Gründungsquote der Frauen 2023: 5,9 Prozent).

Der GEM zeigt auch: Menschen mit Einwanderungsgeschichte gründen häufiger; die Gründungsquote von Menschen mit Einwanderungsgeschichte ist 2023 in Deutschland mit 12,6 Prozent um 5,6 Prozentpunkte höher als die Gründungsquote der Bevölkerung ohne Einwanderungsgeschichte (7,1 Prozent). Migrantische Gründungspersonen sind dabei tendenziell sehr jung. Die Gruppe der 18- bis 34-Jährigen ist mit 56,4 Prozent besonders stark vertreten. Die höhere Gründungsquote von Menschen mit Einwanderungsgeschichte entspricht dabei dem Trend der letzten fünf Jahre: Zwischen 2019 und 2023 wies die Gruppe der Menschen ohne Einwanderungsgeschichte stets eine vergleichsweise niedrigere Gründungsquote auf.

Motivationen für Gründung verschieben sich

Von allen Gründer:innen geben laut der Meldung außerdem 58,8 Prozent an, dass sie Umweltaspekte – wie Energiesparmaßnahmen, die Verwendung von umweltfreundlicheren Materialien oder die Reduzierung von Emissionen – berücksichtigen: im Rahmen der Unternehmensstrategie, bei angebotenen Produkten und Dienstleistungen sowie auch bei der Gestaltung der Lieferkette. Gründer:innen erzielen dabei im Vergleich zu etablierten Unternehmer:innen in etwa doppelt so häufig ökonomische Effekte: Sie geben an, dass sich eine Berücksichtigung von Umweltaspekten positiv auf die Zahl der Kund:innen (62,1 zu 36,7 Prozent), den Umsatz (60,6 zu 28,6 Prozent) und den Gewinn (48,5 zu 23,9 Prozent) auswirkt.

Außerdem zeigt sich über die letzten Jahre eine Verschiebung bei den Gründungsmotiven: Motive mit wachsender Wichtigkeit sind einerseits der Wunsch, die Welt zu verändern (2021: 39,3 Prozent; 2022: 42,7 Prozent; 2023: 50,5 Prozent), und andererseits der Wunsch, großen Wohlstand zu erwirtschaften (2021: 43,6 Prozent; 2022: 47,8 Prozent; 2023: 56,3 Prozent). Das Motiv, eine Familientradition fortzuführen, verliert dagegen an Bedeutung. Der Wert halbiert sich von mehr als 60 Prozent im Jahr 2019 auf etwa 30 Prozent im Jahr 2023. Gleichzeitig haben 36,2 Prozent der Gründungspersonen ein direktes unternehmerisches Vorbild in der eigenen Familie, indem sie eine Mutter oder einen Vater haben, die Unternehmer:in sind oder waren.

 

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sl 02.07.2024