ANZEIGE

ANZEIGE

Diese Faktoren empfinden Unternehmen als größte Belastungen - Quelle: LBBW

Diese Faktoren empfinden Unternehmen als größte Belastungen - Quelle: LBBW

Mittelstandsradar 2024

Auswirkungen des deutschen Lieferkettengesetzes, Bürokratie als größter Belastungsfaktor

Die Zahl der vom Lieferkettengesetz betroffenen Mittelständler dürfte einer Umfrage des LBBW Research zufolge deutlich über den bisherigen Erwartungen liegen.

"Fast drei Viertel der befragten Unternehmen sehen sich direkt oder indirekt vom deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz betroffen", stellt Mittelstands-Analyst Andreas da Graça bei der Vorlage der Unternehmensbefragung Mittelstandsradar 2024 fest.

Kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU), die theoretisch von der Berichtspflicht befreit sind, müssen in der Praxis oftmals trotzdem einen umfassenden Beitrag zur Berichterstattung über die Erfüllung von Sorgfaltspflichten leisten, wenn sie von berichtspflichtigen Geschäftspartnern zur Mithilfe aufgefordert werden. Verweigern sie sich, droht ihnen der Umfrage zufolge womöglich Umständen der Verlust von Aufträgen. Erfahrungen wie diese lassen die weit überwiegende Mehrheit der Unternehmen laut der Meldung der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Stuttgart, inzwischen die Bürokratie und ihre Regelungen als ihren größten Gegner ausmachen.

Kostenlos versorgt Sie der markenartikel-Newsletter mit allen Neuigkeiten. Jetzt abonnieren - nie wieder etwas verpassen!

E-Mail:

Sicherheitscode hier eintragen:

Wie die Umfrageergebnisse des aktuellem Mittelstandsradars  zeigen, dürften von diesem bürokratischen Befreiungsschlag weit mehr Unternehmen profitieren als bislang vermutet. Eigentlich sind Mittelständler mit weniger als 250 Mitarbeitern und weniger als 50 Millionen Euro Jahresumsatz vorerst nicht von der Regelung betroffen. Allerdings müssen berichtspflichtige Großunternehmen ihre kleineren Geschäftspartner in die Risikoanalyse und gegebenenfalls in Präventions- und Abhilfemaßnahmen mit einbeziehen und fordern entsprechende Informationen an. Nur ein Viertel der befragten Unternehmen hielten sich direkt vom Lieferkettengesetz betroffen, 43 Prozent sahen sich aber wegen geschäftlicher Verflechtungen indirekt konfrontiert.

Unternehmen passen Lieferketten an

Bereits heute reagieren nach dem Lieferkettengesetz berichtspflichtige Unternehmen dem Mittelstandsradar zufolge auf die neue Gesetzeslage und passen ihre Lieferketten an. Rund die Hälfte der Unternehmen meidet demnach risikoreiche Zulieferer, und jedes dritte Unternehmen möchte auf schwer überprüfbare Zulieferer verzichten. Gleichzeitig planen 29 Prozent der Befragten, sich aus risikoreichen Ländern zurückzuziehen. Für den Analysten liefert das Gesetz damit Fehlanreize. Noch im vergangenen Jahr sei von Unternehmen mit einem starken China-Anteil in ihrem Geschäft gefordert worden, ihre Lieferketten krisensicherer aufzustellen.

Jedes vierte Unternehmen konnte nicht erklären, wie sich ihr Lieferantenstamm wegen des Lieferkettengesetzes geändert habe oder verändern werde.

Bürokratie als größter Belastungsfaktor

Viele deutsche Mittelständler beklagen laut der Meldung seit Längerem, dass die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland nicht mehr im Mittelpunkt des politischen Handelns steht. Statt Planungssicherheit und Berechenbarkeit sowie Entlastungen für Unternehmen gebe es eine Überregulierung, wie zum Beispiel bei den ausufernden Berichtspflichten, so die Klage.

Das Mittelstandsradar zeigt dabei, wie stark sich Bürokratie und Mittelstand inzwischen entzweit haben. Die weit überwiegende Mehrheit der durch das LBBW Research im April 2024 befragten knapp 300 Unternehmen stuft den hohen bürokratischen Aufwand (84 Prozent) als Hauptbelastungsfaktor ein. An zweiter Stelle stehen die damit stark verwandten hohen regulatorischen Anforderungen (72 Prozent). Erst den dritten Platz teilen sich die Nachfrageschwäche sowie der inzwischen teilweise dramatische Fachkräftemangel mit jeweils 65 Prozent.

Das LBBW Mittelstandsradar 2024 steht als pdf-Datei zur Verfügung.
 

Weitere Artikel zum Thema Lieferkettengesetz

  1. Positiver Impact durch Lieferkettengesetz, aber auch Herausforderungen
  2. EU-Rat hat Richtlinie zum Lieferkettengesetz formell angenommen
  3. Ideen für Europa: Dr. Andreas Schwab, CDU, und Prof. Dr. René Repasi, SPD, im Interview
  4. Handel und FMCG-Branche erwarten positive Impulse durch das Lieferkettengesetz
  5. EU-Parlament einigt sich auf Lieferkettengesetz und Verpackungsverordnung

zurück

sl 04.07.2024