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Zweiradindustrie

Der Boom der E-Bikes ist vorbei

Quelle: Dr. Stephan Barth/pixelio.de

Quelle: Dr. Stephan Barth/pixelio.de

Auf dem E-Bike-Markt zeichnet sich laut der Fahrradstudie von EY, die die Entwicklung des europäischen Fahrradmarkts von 2019 bis 2029 betrachtet, eine Trendwende ab: Der Absatz ist in Deutschland im vergangenen Jahr erstmals gesunken - um fünf Prozent von 2,2 auf 2,1 Millionen. Dennoch stiegen die Preise weiter – allerdings deutlich weniger stark als in den Vorjahren: Der durchschnittliche Verkaufspreis eines E-Bikes kletterte in Deutschland um fünf Prozent von 2.800 Euro auf 2.950 Euro. Im Vorjahr war noch ein Preisanstieg um 18 Prozent verzeichnet worden. Während in Deutschland der durchschnittliche Verkaufspreis von E-Bikes also noch leicht stieg, wurde europaweit bereits ein Preisrückgang von acht Prozent registriert.

Massive Einbrüche verzeichnet demnach vor allem aber der Markt für mechanische Fahrräder: Im vergangenen Jahr wurden hierzulande nur noch 1,9 Millionen dieser nicht elektrifizierten Fahrräder verkauft, ein Jahr zuvor waren es noch 2,4 Millionen – ein Rückgang um 21 Prozent. Im Jahr 2020 hatten noch 3,1 Millionen mechanische Fahrräder einen Käufer gefunden. Zudem sanken auch die durchschnittlichen Ver-kaufspreise: um fünf Prozent von 494 auf 470 Euro.

Mehr Insolvenzen, Fusionen und Übernahmen in der Branche erwartet

Damit wurden in Deutschland im vergangenen Jahr laut der Meldung erstmals mehr E-Bikes als mechanische Fahrräder verkauft. Ein Wachstumstreiber waren die – überdurchschnittlich teuren – E-Lastenräder, deren Absatz sich seit 2019 fast vervierfacht hat und die im vergangenen Jahr immerhin noch um 15 Prozent zulegten – trotz der aktuellen Sicherheitsdebatte. Inzwischen ist jedes elfte in Deutschland verkaufte E-Bike ein E-Lastenfahrrad.

Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa gab es für den Fahrradmarkt im vergangenen Jahr einen Dämpfer – mit einem Umsatzrückgang von neun Prozent und einem Absatzrückgang von 17 Prozent. In Deutschland schrumpfte der Umsatz laut EHI um vier Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. Noch stärkere Einbußen gab es auf dem zweitgrößten Markt Spanien, wo der Umsatz um 23 Prozent einbrach.

"Wir sehen überall in Europa einen spürbaren Abschwung auf dem Fahrradmarkt", sagt Dr. Stefan Mohr, Partner und in der Region Europe West verantwortlich für das Sportbusiness bei EY. "Besonders massiv sind die Einbußen zwar bei mechanischen Fahrrädern, inzwischen sind aber auch auf dem E-Bike-Markt die Boom-Zeiten vorbei." Die vergangenen Jahre seien für die Branche trotz der insgesamt positiven Umsatzentwicklung schwierig gewesen: "Seit dem Ausbruch der Pandemie gab es eine regelrechte Achterbahnfahrt bei der Nachfrage. Zunächst stieg diese massiv, was zu Rekordverkäufen und hohen Bestellungen führte. Dann kam es zu Unterbrechungen der Lieferketten und erheblichen Lieferproblemen. Und aktuell normalisiert sich die Nachfrage auf einem niedrigeren Niveau, während die Lagerbestände immer noch hoch sind. Die Folge: Der Markt konsolidiert sich, der Wettbewerb nimmt zu, der Preisdruck steigt – und nicht alle Anbieter werden den aktuellen Ausleseprozess überleben."

Mittelfristiges Umsatzwachstum von vier bis fünf Prozent pro Jahr

Laut einer EY-Umfrage unter 40 Branchenteilnehmer:innen erwarten 71 Prozent einen Anstieg der Insolvenzen in den kommenden 24 Monaten. Und 63 Prozent gehen von einer steigenden Zahl von Fusionen und Übernahmen aus.

Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West, beurteilt die Branchenentwicklung insgesamt dennoch positiv: "Mittelfristig gehen wir von einem Umsatzwachstum von vier bis fünf Prozent pro Jahr aus. Wir werden also ein dauerhaft hohes Absatzniveau bei E-Bikes sehen."

Dienstrad-Leasing bleibt ein Wachstumsmotor des Fahrradmarktes

Vor allem das Dienstrad-Leasing bleibt ein wichtiger Wachstumsmotor des Fahrradmarktes. Für den deutschen Markt wird bis 2028 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von zwölf Prozent auf 4,5 Milliarden Euro prognostiziert. Europaweit geht man von einem Marktpotenzial von zehn Milliarden Euro bis 2028 aus. Geleast werden vor allem E-Bikes – in Deutschland sind 80 Prozent der geleasten Fahrräder E-Bikes.

"Der Markt für Fahrradleasing entwickelt sich sehr dynamisch und zieht zunehmend auch Private-Equity-Investoren an, die sich Chancen durch eine aktive Konsolidierung der bislang noch recht fragmentierten Branche der Leasing-Anbieter ausrechnen", so Mohr. "Zumeist handelt es sich um noch junge Unternehmen, die aber profitabel arbeiten und beeindruckende Wachstumszahlen vorweisen können."
 

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sl 08.07.2024