ANZEIGE

ANZEIGE

Automobilindustrie

Bis 2030 kommt ein Drittel der Fahrzeuge weltweit aus China

Quelle: Algecireno/Fotolia

Quelle: Algecireno/Fotolia

Bis 2030 werden Automobilmarken aus China rund ein Drittel des Weltmarktes erobern und rund neun Millionen Einheiten außerhalb Chinas verkaufen. Zu diesem Ergebnis kommt die 21. Ausgabe der Global Automotive Outlook-Studie der Unternehmensberatung Alixpartners. Für das Trendbarometer der weltweiten Automobilindustrie analysierte Alixpartners die Bilanzen von 25 Automobilherstellern und 300 Automobilzulieferern, fasste Experteninterviews und Verbraucherbefragungen zusammen und führte fast 100 Experteninterviews direkt durch.

Chinesische Automobilhersteller setzen demnach zunehmend Branchenstandards und die deutsche Automobilindustrie weiter unter Druck. In Europa würde die Verdoppelung des Marktanteils der chinesischen Marken zwischen 2024 und 2030 auf Kosten der europäischen, japanischen und koreanischen Marken gehen, deren Verkaufsvolumen bestenfalls stabil bleiben würde, so die Studienergebnisse.

Kostenlos versorgt Sie der markenartikel-Newsletter mit allen Neuigkeiten. Jetzt abonnieren - nie wieder etwas verpassen!

E-Mail:

Sicherheitscode hier eintragen:

Die chinesischen Automobilhersteller setzen laut Alixpartners für den Ausbau des Marktanteils auf ihren strukturellen Kostenvorteil und geben diesen in einer aggressiven Preisgestaltung an die Endkunden weiter. Im Vergleich zu einem europäischen Elektrofahrzeug liegen die Herstellkosten rund 35 Prozent niedriger, insbesondere bei der Batterie. Neben den schnellen Entwicklungszyklen von etwa 18 bis 24 Monaten sind die chinesischen Automobilhersteller der weltweiten Konkurrenz auch bei der Kundenorientierung einen Schritt voraus, insbesondere bei Komfort und Ausstattung der jüngsten Generation an Fahrzeugen.

Fabian Piontek, Partner & Managing Director sowie Leiter des Alixpartners-Automobil-Geschäfts in der DACH-Region: "Das traditionelle Betriebsmodell der Automobilindustrie in Deutschland muss sich ändern, wenn wir wettbewerbsfähig bleiben wollen. Neue EU-Zölle auf chinesische Autos können die Importe kurzfristig verlangsamen und Verkaufspreise stützen, aber sie werden zugleich die lokale Fertigung chinesischer Fahrzeuge und Komponenten in Europa beschleunigen. Zudem spüren vor allem die deutschen Hersteller heute die Konkurrenz der chinesischen Hersteller in deren Heimatland. Dies betrifft insbesondere die deutschen Premiumhersteller, denen mit China ein wichtiger Markt zunehmend wegbröckelt."

Nachfrage nach Elektroautos verlangsamt sich

Während viele Hersteller in den vergangenen Jahren auf Elektromobilität gesetzt haben, verlangsamt sich vor allem in Deutschland die Nachfrage nach Elektroautos. Der Marktanteil neuer Elektrofahrzeuge erreicht 2024 in Europa 20 Prozent, bis 2030 sollen es laut aktueller Studie 45 Prozent sein. Das kurzfristige Wachstum der Elektrofahrzeuge entspricht einem Anstieg von durchschnittlich 16 Prozent pro Jahr bis 2030. Eine Überarbeitung der EU-Vorschriften mit einem aufgeschobenen Verkaufsverbot für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor bis 2035 erscheint vor diesem Hintergrund laut Alixpartners als realistische Option.

Piontek: "Im Elektrobereich herrscht immer noch große Unsicherheit darüber, welche Lösungen und Infrastrukturen sich schlussendlich durchsetzen werden. Das erschwert kluge Investitionsentscheidungen für die deutschen Hersteller. In einzelnen Teilmärkten außerhalb Europas sehen wir beispielsweise eine zunehmende Akzeptanz von Plug-in-Hybridfahrzeugen. Für die deutschen und europäischen OEMs führt die Vielfalt an Antriebsvarianten, die derzeit vorgehalten werden müssen, um den Markt bedienen zu können, zu ultimativer Kapitalvernichtung."

Weltweiter Automobilmarkt soll bis 2030 jährlich um durchschnittlich über zwei Prozent wachsen

Der weltweite Automobilmarkt, auf dem im Jahr 2024 insgesamt 89,2 Millionen Fahrzeuge verkauft werden sollen, setzt sein kurzfristiges Wachstum fort und soll bis 2030 jährlich um durchschnittlich über zwei Prozent auf 101 Millionen Neufahrzeuge anwachsen. Dabei wächst China mit 3,4 Prozent pro Jahr schneller als Nordamerika (0,7 Prozent) und Europa (0,9 Prozent). In Europa wird das Wachstum vor allem von Osteuropa (1,6 Prozent) und in geringerem Maße von Frankreich (1,1 Prozent) angetrieben. In Deutschland fällt das Wachstum mit jährlich 0,6 Prozent unterdurchschnittlich aus.

In puncto Rentabilität übertreffen die OEMs weltweit die Zulieferer. Dank Volumendisziplin, niedrigeren Rohstoffpreisen und gleichbleibenden Preisen der Zulieferer konnten die wichtigsten Hersteller ihre Outperformance (ihre Margen liegen für 2023 bei 13 Prozent) gegenüber den Zulieferern (10,6 Prozent) beibehalten. Chinesische Hersteller weisen geringere Margen auf (7,1 Prozent) als europäische Hersteller (15 Prozent), um mit dieser Volumen-Strategie weltweit Marktanteile zu gewinnen. Bei den Zulieferern bewegen sich die Margen überall auf der Welt in ähnlicher Höhe.

Piontek: "Während die öffentlichen Diskussionen sich auf ein Verbot von Verbrennungsmotoren und die Weiterentwicklung von Elektroantrieben konzentrieren, steht die nächste Disruption schon in den Startlöchern: Die Zukunft wird vom Thema Software-Defined Vehicles geprägt sein. Diese ermöglichen die Aktualisierung und Erweiterung von Fahrzeugfunktionen rein softwarebasiert und sind somit unabhängiger von Hardware-Funktionen. Die Gewinnpools werden sich dadurch signifikant verschieben, Software- und Technologieunternehmen profitieren gegenüber bisherigen Lieferanten und Herstellern."

Weitere Artikel zum Thema Automobilindustrie

  1. BMW, Geely und SAIC sind innovativste Automobilkonzerne, VW rutscht auf Rang 6 ab
  2. Kaufbereitschaft für Autos aus China steigt
  3. Automarke Mini bekommt einen neuen Chef
  4. 36 % deutschen Autobauer erwarten Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit
  5. Autofahrer:innen besorgt über Zukunft der deutschen Automobilindustrie

zurück

sl 09.07.2024