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Wirtschaft

Junge Menschen wollen gründen, Potenzial wird aber selten gehoben

Quelle: Peopleimages/AI Adobe Stock

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In der jungen Generation steckt Potenzial für mehr Gründungsaktivität in Deutschland. Damit diejenigen, die gründen wollen, auch tatsächlich Jungunternehmer:innen werden, muss es gelingen, die größten Barrieren zu senken. Insbesondere Unsicherheit, Stress und fehlendes Wissen hindern viele junge Menschen an der Gründung eines Unternehmens. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervor. Dafür wurden in Deutschland im Juni 2023 sowie im Februar und März 2024 insgesamt 1.694 Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren befragt. Die Stichprobe ist nach dem Alter und Schulbesuch bzw. -abschluss gewichtet. Die repräsentative Onlinebefragung mit 1.532 Teilnehmenden wurde um Face-to-Face-Interviews mit 162 Hauptschüler:innen mittels standardisiertem Fragebogen ergänzt.

Gründung für 40 Prozent vorstellbar

Ein eigenes Unternehmen zu gründen, ist für 40 Prozent der jungen Menschen in Deutschland demnach vorstellbar. Während elf Prozent eine Gründung schon fest einplanen, sind sich 29 Prozent noch nicht ganz sicher. Ein Drittel der Befragten kann sich eine Rolle als Gründer:in momentan zwar eher nicht vorstellen, schließt die Möglichkeit aber auch nicht aus. Rund ein Viertel gibt an, dass die Gründung eines Unternehmens für sie keine Option darstellt.

Wie die Befragungsdaten zeigen, ist die Gründungsbereitschaft je nach Geschlecht, Wohnort und Alter unterschiedlich ausgeprägt. Männliche Jugendliche planen den Weg als Unternehmer eher ein als weibliche Jugendliche (14 Prozent gegenüber neun Prozent). Bei Befragten aus Großstädten ist das Interesse an einer Gründung höher als bei denjenigen, die in Orten mit maximal 5.000 Einwohner:innen leben. Ältere Befragte schließen eine Gründung häufiger aus als jüngere.

"Fast jeder zweite junge Mensch bringt Interesse an der Gründung eines Unternehmens mit. Das ist zunächst eine gute Nachricht. Allerdings gehen viel weniger von ihnen diesen Schritt und gründen auch tatsächlich", sagt Tobias Bürger, Bertelsmann Stiftung für Jugend und Wirtschaft. "Das Potenzial für junges Unternehmertum in Deutschland wird noch zu selten gehoben. Daher müssen wir die Hürden besser erkennen und abbauen, die junge Menschen am Gründen hindern."

Gründe für die Nicht-Gründung

Bei Befragten, die sich nicht vorstellen können zu gründen, führt dies rund jede:r Vierte auf fehlendes Zutrauen in die eigenen Kompetenzen und eine damit verbundene Unsicherheit zurück. Jede:r Fünfte zweifelt daran, über das nötige Wissen zu verfügen. Etwa jede:r Sechste sorgt sich darum, dem mit einer Gründung einhergehenden Stress nicht gewachsen zu sein. Mangelndes Kapital oder fehlende Geschäftspartner:innen fallen für die gründungsinteressierten jungen Menschen hingegen kaum ins Gewicht.

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Forderung einer gründungsfreundlicheren Kultur

Ausgehend von diesen Erkenntnissen empfiehlt die Bertelsmann Stiftung diverse Maßnahmen. So sollten schon während der Schulzeit unternehmerisches Denken und Handeln stärker gefördert sowie relevante Kompetenzen und Wissen für eine Gründung vermittelt werden. Dafür bieten sich bedarfsorientierte Bildungs- und Trainingsinhalte, zum Beispiel Workshops und Schülerfirmen, außerhalb der Schule an. Spezielle Angebote zum Aufbau von Resilienz würden dabei helfen, junge Menschen im Umgang mit Stress zu stärken.

Außerdem brauche es eine gründungsfreundlichere Kultur. Hierbei kommt Netzwerken, vor allem solchen in ländlichen Regionen, für Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und gerade für junge Menschen, eine zentrale Rolle zu. Öffentlichkeit und Medien sollten laut der Bertelsmann Stiftung die Vielfalt von Gründer:innen sichtbarer machen, um das Stereotyp des männlichen, weißen Gründers mittleren Alters aufzubrechen. Ebenso ist es hilfreich, mehr Beispiele für sozial und ökologisch verantwortungsvoll handelnde Unternehmen ins Bewusstsein zu rücken und damit ein positiveres Bild vom Unternehmertum zu erzeugen.

Ferner gelte es, die politischen Rahmenbedingungen zu verbessern. Beispielsweise sollten Verwaltungsprozesse beschleunigt und Bewerbungsverfahren für Förderprogramme vereinfacht werden. Zudem muss es gelingen, Informationsmaterialien übers Gründen zielgruppengerechter an junge Menschen zu bringen, vor allem über Social-Media-Kanäle. Auch ein leichterer Zugang zu Startkapital wäre hilfreich für Jungunternehmer:innen. Mehr Gründungsstipendien, günstigere Kredite sowie auf junge Menschen spezialisierte Gründerfonds könnten laut der Meldung dazu beitragen.

 

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sl 11.07.2024